Frage an Matthias Zimmer bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

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Matthias Zimmer
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Frage von Alissa S. •

Frage an Matthias Zimmer von Alissa S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Dr. Zimmer,

können wir uns einen Ausstieg aus Afghanistan leisten?
Oder gefährden wir damit unsere Sicherheit in der BRD?

Besten Dank und viele Grüsse
Alissa Schneider

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Schneider,

vielen Dank für Ihre Mail zum Thema Afghanistan.

Vor dem Eingreifen der internationalen Gemeinschaft bestand in Afghanistan eine durch die Taliban errichtete Schreckensherrschaft, in der auch fundamentalste Menschenrechte missachtet wurden. Darüber hinaus war Afghanistan ein Rückzugsraum und Trainingsgebiet für Extremisten, die mit ihrer Gewalt alle liberalen Gesellschaften bedrohten. Aufgrund der weitreichenden Verquickung zwischen der Taliban-Regierung und Al-Qaida wurde den USA in der Folge der Anschläge vom 11. September 2001 vom UN-Sicherheitsrat das Recht auf Selbstverteidigung zuerkannt. Der folgende Einsatz amerikanisch geführter Streitkräfte in Afghanistan hatte den Sturz der Taliban zur Folge. Seither engagieren sich verschiedene Nationen im Land in dem Bestreben, den Terrorismus zurückzudrängen und rechtsstaatliche Strukturen zu etablieren. Das übergreifende Ziel des Einsatzes ist es, die afghanischen Behörden in die Lage zu versetzen, selbst für Sicherheit und Stabilität in ihrem Land zu sorgen.

Ein Rückzug der Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt würde lediglich dazu führen, alle Fortschritte, die bisher gemacht worden sind, in Frage zu stellen. Im Falle eines Endes des Engagements der internationalen Streitkräfte, würde das Land innerhalb kürzester Zeit wieder zu einer Ausbildungsstätte für Terroristen werden. Viel dramatischer wären jedoch die Auswirkungen in Afghanistan selbst. Durch einen Rückzug würden wir alle Afghanen im Stich lassen, die sich keine Rückkehr in das Mittelalter und zu den Gewaltorgien der Taliban wünschen. Deutschlands Glaubwürdigkeit als Schützer seiner Bürger - aber auch als ehrlicher Vertreter humanitärer Grundwerte - stünde zur Disposition, wenn wir uns im Angesicht solcher Perspektiven unserer Verantwortung entziehen würden.

Wir können und wollen nicht dauerhaft in Afghanistan bleiben. Aber wir brauchen heute eine vernünftige Strategie, die sowohl die deutschen Sicherheitsinteressen als auch die Interessen der afghanischen Bevölkerung, die auf unseren Schutz vertraut, in Rechnung stellt. Ein schneller und einseitiger Abzug ist eine solche Strategie nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Matthias Zimmer MdB