Fragen und Antworten
Eine einheitliche Linie hätte mehr Menschen angesprochen und wäre auf mehr Verständnis gestoßen. International sieht es aus meiner Sicht ähnlich aus.
Über Michael Scheffler
Michael Scheffler schreibt über sich selbst:
Ob Bildung, Verkehr, Bürokratie, Steuern oder Klima – in vielen Bereichen empört mich der politische Umgang mit den Stimmungslagen und den tatsächlichen Verhältnissen im Land. In der Politik gibt es zu wenig Akteure, die sich nicht vor mutigen, klugen und vor allem weitsichtigen Entscheidungen scheuen, aber zu viele, die den Bürgern sprachlich bewandert mit stabilen Wahrheitsansprüchen, festen Deutungshoheiten, ausgesuchten Informationen, wenn nicht gar massiven Lügen zu Leibe rücken. Stets präsentieren sie sich als hoheitsvolle Träger undiskutierbarer Gewissheiten. Nach meinem Empfinden hat sich bereits ein gewisses Selbstverständnis der politischen Milieuhygiene herausgebildet, das es den politisch Tätigen ermöglicht, in der Sprache zu lustwandeln und sich selbst geschärfte Eigenleben einzuhauchen. So entstehen Zusammenhänge, die anders wirken als nüchterne Betrachtungen der Wirklichkeit aus der bürgerlichen Perspektive. Und wenn sich das politische Personal nicht darum bemüht, die Abstände zwischen Regierenden und Regierten, zwischen Führenden und Geführten abzubauen, arbeitet es auch auf ein entzündliches Gemisch aus angstgetriebener Aggression und fundamentaler Verweigerung hin. Die Welt ist nicht so, wie ihre politischen Verwalter sie gerne hätten oder sehen wollen, sondern wie sie von den Menschen, die in ihr leben und zurechtkommen müssen, empfunden wird!
Wollte man einen Kategorisierungsversuch vornehmen, wäre es falsch, mich zu den verdrängungslustigen Mitläufern im Land zu zählen, die sich auf ihre Inseln zurückziehen. Richtig ist es, mich in die Nähe eines zivil-ungehorsamen und selbst denkenden Bürgers zu rücken. Mein politisches Anliegen besteht ganz und gar nicht darin, den Status quo zu bewahren, sondern Raum für zukunftsträchtige Perspektiven öffnen, auch und gerade solche, die aus dem politischen Konformismus ausscheren. Dazu setze ich nicht an dem Punkt an, wo politische Antworten auf Fragen der Zeit typischerweise gegeben werden, sondern dort, wo sich provozierende Anlässe aufhalten, die Antworten auf die Fragen der Zeit und was sich daran anschließt zu beleuchten.
An dieser Stelle erlaube ich mir, auf mein Buch Politische Elite. Wie sie uns täuscht - und was sie über sich selbst verrät hinzuweisen, das nach fast zehnjähriger Arbeit 2017 veröffentlicht wurde. Das Werk besteht aus zwei Bänden und unternimmt den Versuch, die bürgerliche Schwierigkeit unter die Lupe zu nehmen, durch den Gebrauch semantischer Kontrastmittel im vermittelten politischen Alltag nicht mehr zwischen Führung und Verführung differenzieren zu können, wodurch immer mehr Politikferne aufgebaut wird und in vielen kleinen Schritten kontinuierlich höhere Eskalationsstufen genommen werden, mit denen Politiker sich in gleichem Tempo immer weiter ins Abseits stellen und dabei noch viel mehr riskieren als nur dies.
Das Werk schließt mit Kapitel V Perspektivenwechsel - Wegmarken für ein positives Zukunftsprojekt. In ihm skizziere ich drei ambitionierte Blickrichtungen, von denen ich denke, dass es lohnt, sie einzunehmen, denn die gegenwärtigen krisenhaften Umstände in unserem Land und in Europa sprechen nicht für eine Beibehaltung des gewohnten Kurses bei der Einsteuerung in eine bessere Zukunft. Das Kapitel will nicht nur herausstreichen, was uns für ein positives Zukunftsprojekt wichtig sein muss. Es will auch hervorheben, worauf wir getrost verzichten können. Kurz: Was wir bewahren und verwerfen sollten.