Frage an Oskar Lafontaine bezüglich Gesundheit

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Oskar Lafontaine
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Frage von Helmut J. •

Frage an Oskar Lafontaine von Helmut J. bezüglich Gesundheit

Das jetzige Gesundheitssystem lässt mich immer wieder daran zweifeln, ob die richtigen Weichen gestellt wurden. Das System sollte doch eigentlich dazu dienen, dass die Menschen gesünder werden, dass sie bei einer Krankheit geheilt werden oder aber gesund bleiben. In der Praxis erlebt man aber leider oft anderes:

Meine Frau wurde wegen eines Hüftleidens mehrere Monate von einem Orthopäden unseres Vertrauens behandelt, leider ohne Erfolg. Wir hörten von einem anderen Arzt, der eine alternative Heilmethode anwendet und der auf diesem Sektor schon viele Erfolge vorzuweisen hat. Ein Bekannter z. B. hatte ein schweres Rückenleiden, bei dem er nur noch in gebückter Haltung und mit Stock laufen konnte, und bereits einen OP-Termin. Er ließ sich dann aber doch alternativ behandeln und macht jetzt wieder Wanderungen. Von diesem Arzt ließ sich meine Frau auch behandeln und bereits nach kurzer Zeit war eine erhebliche Besserung da, sie konnte wieder 1-2 Stunden ohne Schmerzen wandern.

Die Behandlungskosten für den Orthopäden wurden komplett bezahlt (Private Krankenversicherung). Die Kostenübernahme für die alternative Behandlung dagegen wurde abgelehnt. Begründung:
- Die Behandlung ist wissenschaftlich nicht anerkannt,
- die Durchführung der ärztlichen Leistungen und die Erstellung der Liquidation muss den Bestimmungen der GOÄ entsprechen!

Ich frage Sie, ob Sie gewillt sind, in Zukunft für ein Gesundheitssystem einzutreten, bei dem die Gesundheit und das Wohl des Patienten im Mittelpunkt stehen und alternative Heilmethoden – auch außerhalb der GOÄ o. ä. – möglichst gleichberechtigt neben den anderen stehen.

Kann es richtig sein, dass Erfolglosigkeit belohnt, Erfolg bestraft wird? Sollte nicht gelten: WER HEILT HAT RECHT?

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr Jaretzki,

Oskar Lafontaine hat Ihre Anfrage gelesen, und mich gebeten Ihnen zu antworten.

Damit alle Menschen in Deutschland die gleichen Chancen auf Gesundheit haben, müssen wir unser Gesundheitssystem weiterentwickeln. Gesundheitsförderung und Prävention müssen eine zentrale Bedeutung erhalten, damit die Menschen gesünder werden, gesund bleiben oder seltener krank werden. Die finanziellen Anreize im Gesundheitswesen müssen so geändert werden, dass Gesundheitserhaltung und Heilung lohnender sind als Umsatzsteigerungen durch möglichst hohe „Fallzahlen“. Als Grundlage für eine soziale und gerechte Finanzierung der Gesundheitsversorgung brauchen wir die solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung, deren Aufgabe es ist, die Gesundheitsversorgung für alle sicher zu stellen. Wir wollen, dass endlich die Arzneimittel-Positivliste kommt, damit nur sinnvolle und nützliche Medikamente verschrieben werden. Die Forschung soll sich am medizinischen Bedarf orientieren. Praxisgebühr und Zuzahlungen wollen wir als Instrumente einer Zweiklassen-Medizin wieder abschaffen. Alle medizinisch notwendigen Leistungen gehören wieder in den Leistungskatalog der Krankenkassen.

Die Gesundheit der Bevölkerung muss eine Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge bleiben, darf nicht zum Profitcenter Privater werden. Öffentliche Gesundheitsförderung und Prävention wollen wir ausbauen, eine flächendeckende, in angemessener Zeit erreichbare Versorgung mit Arztpraxen und Krankenhäusern gewährleisten. Die Integrierte Versorgung nach dem Vorbild der Polikliniken muss weiter entwickelt, kommunale Gesundheitsdienste müssen ausgebaut werden.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Schindel
Büro des Vorsitzenden Oskar Lafontaine