Frage an Peter Groos bezüglich Bildung und Erziehung

Peter Groos
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Irene B. •

Frage an Peter Groos von Irene B. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Herr Groos,
mich interessiert auch Ihre Meinung zum neuen Pflichtfach Ethik in den Schulen, von dem jetzt auch meine Tochter „betroffen“ ist. Ich zum Beispiel hätte es gern gesehen, wenn sie weiter Religion hätte besuchen können, jetzt aber liegt diese Unterrichtsstunde nachmittags nach einer Freistunde. Ich finde das nicht richtig, da sich meine Tochter dann doch für ihren Sportverein entscheidet, der fast zeitgleich beginnt. Meinen Sie, dass sich diese Entscheidung des Senats noch ändern lässt?
Vielen Dank vorab für Ihre Antwort
Irene Bacher

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Bacher,

ich halte die für das neue Fach Ethik festgelegten Regelungen (nicht die Einführung des Faches an sich) für falsch und deren negative Konsequenzen für den christlichen Religionsunterricht für gravierend. Hintergrund der Einführung des neuen Schulfachs war die Diskussion um Werteerziehung an der Schule. Ich hätte es begrüßt, wenn der christliche Religionsunterricht zu einem ordentlichen Schulfach aufgewertet, ein islamischer Religionsunterricht mit gleichem Status geschaffen und ergänzend ein Fach Ethik eingerichtet worden wäre. Der Senat ging jedoch einen gänzlich anderen Weg, schuf ein für alle Schüler verbindliches Fach Ethik, mit dem er nun seinerseits einen staatlichen Anspruch auf Werteerziehung durchzusetzen beabsichtigt. Der daneben weiterhin als Wahlfach bestehende Religionsunterricht gerät durch diese Konstruktion zwangsläufig und gewollt weiter ins Abseits - diese Verdrängung des christlichen Religionsunterrichts ist, wie die ersten verfügbaren Zahlen belegen, inzwischen auch eingetreten (vgl. dazu auch "Ethik verdrängt Religion", in: "Der Tagesspiegel", Nr. 19304, 7.9.2006, S. 10).
Ich kritisiere den Anspruch des Staates auf Monopolisierung der Werteerziehung, der nach meiner Ansicht nicht im Einklang mit den Traditionen einer pluralistisch aufgebauten, freiheitlichen Gesellschaft steht.
Ich teile also Ihre Kritik an der jetzigen Regelung und hoffe sehr, daß es Ihnen und Ihrer Tochter gelingt, Sport- und Religionsunterricht dennoch miteinander zu vereinbaren. Ob sich die Entscheidung des Senats mittelfristig wird ändern lassen, hängt von den Mehrheitsverhältnissen nach dem 17. September ab. Ich werde mich jedenfalls für eine echte Wahlmöglichkeit zwischen staatlichem Ethik- und christlichem Religionsunterricht einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Peter Groos