Was halten Sie als ehemalige Lehrkraft von den Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KultusministerkonferenzSWK für Schritte gegen den Lehrermangel?

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Philipp Meyn
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Frage von Christian H. •

Was halten Sie als ehemalige Lehrkraft von den Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KultusministerkonferenzSWK für Schritte gegen den Lehrermangel?

Sehr geehrter Herr Meyn,
in einem informellen Zusammenschluss niedersächsischer Lehrkräfte aller Schulformen und Regionen kam die Idee auf, Sie und die anderen sieben Landtagsabgeordneten mit Lehrererfahrung dazu zu befragen, was sie mit der Doppelperspektive und -expertise von Schule und Politik von den Empfehlungen der halten.
Sie finden den Text unter https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2023/SWK-2023-Stellungnahme_Lehrkraeftemangel.pdf. Praktischerweise gibt es auf Seite 4 eine Kurzzusammenfassung der Empfehlungen.

Ich bitte Sie um eine begründete Antwort auf zwei Fragen:
Welche drei Maßnahmen der Kommission halten Sie für besonders geeignet?
Welche drei Empfehlungen sehen Sie besonders kritisch?

Danke im Voraus für Ihre Antwort.

Christian H., Wendland

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Sehr geehrter Herr H.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht, auf die ich nachfolgend gerne eingehen werde. Anbei lasse ich Ihnen daher meine Einschätzungen auf Ihre beiden Fragen zukommen.

Welche drei Maßnahmen der Kommission halten Sie für besonders geeignet?

 

1.     Erleichterung der Anerkennung von Lehrkräften mit ausländischen Abschlüssen. Unsere Kollegien müssen vielfältiger werden und zudem gilt es die Ressource ausgebildete Lehrkräfte viel stärker heben.

2.     Den Ausbau von Initiativen zur Beschäftigung von Lehrkräften im Ruhestand gilt es zu forcieren, wohlwissend, dass die intensive Arbeit mit jungen Menschen kraftraubend ist und nicht im hohen Alter ohne angemessene Ruhephasen zu leisten ist.

3.     Entlastung der Lehrkräfte und insbesondere Schulleitungen von Organisations- und Verwaltungsaufgaben durch Verwaltungsfachkräfte.

Zusatz: Bei den Lehrämtern für den Sekundarbereich II - allgemeinbildende Fächer oder Gymnasien – überschreitet laut KMK-Studie das Lehrkräfteangebot den Lehrkräftebedarf. Das Ziel, A13 für alle Lehrämter und eben nicht auf den gymnasialen und sonderpädagogischen Zweig zu beschränken, erzeugt in Niedersachen den Anreiz, dass Lehramtsstudierende künftig stärker das Lehramt im Sekundarbereich I und für Grundschulen anstreben.

 

Welche Empfehlungen sehen Sie besonders kritisch?

1.     Flexibilisierung durch Hybridunterricht, Erhöhung der Selbstlernzeiten sowie Anpassung der Klassenfrequenzen sehe ich äußerst kritisch.

Es ist ein Irrglaube zu denken, dass Schülerinnen und Schüler ohne Anwesenheit bzw. enge inhaltliche Begleitung und konkreter Rückmeldungen der Lehrkraft Fortschritte erzielen. Dennoch gilt es digitale Lerntools mit personalisierter Rückmeldung noch stärker in den Regelunterricht zu implementieren.

 

2.     Größere Klassen z.B. mehr als 26 Kinder in der GS sind zudem kontraproduktiv, so führen diese durch die erhöhte Belastung der Lehrkräfte wiederum zu mehr Teilzeitanträgen und ggf. gar Krankheitsfällen.

 

Sehr geehrter Herr H.,

ich hoffe, Ihnen mit diesen Antworten meine Einschätzung nähergehend erläutern zu können. Sollten sich weitere Rückfragen ergeben, so stehe ich Ihnen auch jederzeit gern über die E-Mail-Adresse moin@philipp-meyn.de zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Philipp Meyn

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