Frage an Philipp Rösler bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Philipp Rösler
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Frage an Philipp Rösler von Thomas S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Rösler,

sehr distanziert nehme ich die aktuelle Kampagne "Make it in Germany" zur Kenntnis, welche von dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unterstützt wird.

www.make-it-in-germany.com

Prinzipiell hätte ich nichts gegen einen liberalen Arbeitsmarkt, der möglichst vielen Menschen aus verschiedenen Ländern einen freiheitlichen Zugang zu (guter!)Arbeit in Deutschland ermöglicht. Ich kann dieses Interesse aber nicht bei den Initiatoren von "Make it in Germany" erkennen.

In Videobotschaften werben Frau von der Leyen und Sie Herr Rösler um qaulifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland mit Aussagen wie "Arbeit in Deutschland wäre gut bezahlt" und "Wir brauchen Sie!".

Ich kann nur leider Ihre Behauptungen nicht mit meinen Erfahrngen des deutschen Arbeitsmarktes zusammenbringen.

Frage 1:

Angenommen ein Fachkräftemangel wäre vorhanden, was sehen Sie als Ursache dafür?

Frage 2:

Wäre ein solcher Mangel nicht hausgemacht?

Frage 3:

Sind wir in Deutschland unfähig geworden qalifiziert auszubilden und zu arbeiten?

Auf der Jobbörse der benannten Kampagne finde ich dieses Angebot:

"Für moderne Seniorenresidenzen in Bremen suchen wir zum nächstmöglichen Termin versierte Altenpfleger/innen auf 450,-? Basis (...)

Sie bieten:

. Sie sind examinierte/r Altenpfleger/in
. Fachkenntnisse
. soziale Kompetenz
. EDV-Kenntnisse

Ihre Aufgaben:

. Durchführung der fachgerechten Behandlungspflege
. Umsetzung der Expertenstandards
. Einleitung von Sofort-Maßnahmen im Notfall
. Unterstützung neuer Bewohner bei der Integration in die Gemeinschaft"

http://www.make-it-in-germany.com/make-it/jobboerse/jobboerse-fuer-eu-buerger/?no_cache=1&tx_rmmiigjobboerse_pi1[cat1]=1&tx_rmmiigjobboerse_pi1[cat2]=0&tx_rmmiigjobboerse_pi1[cat3]=0&tx_rmmiigjobboerse_pi1[jobid]=1505033

Frage 4:

Glauben Sie, dass sich Menschen aus dem Ausland für eine solch geringfügig entlohnte Arbeit interessieren und dafür ihr bisheriges Leben aufgeben?

Viele Grüße, Thomas Schüller

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FDP

Sehr geehrter Herr Schüller,

haben Sie vielen Dank für Ihre Fragen. Die Fachkräfteoffensive der Bundesregierung und die Kampagne „Make it in Germany“ sind mir ein wichtiges Anliegen. Deutschland braucht auch in Zukunft qualifizierte Arbeitskräfte. Sie sind eine Kernbedingung für Erfolg und Wohlstand in unserem Land. Ausreichende und gut ausgebildete Fachkräfte entscheiden über die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft. Deshalb hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie der Bundesagentur für Arbeit die Fachkräfteoffensive im In- und Ausland gestartet und mit führenden Verbänden der deutschen Wirtschaft bereits zahlreiche Maßnahmen eingeleitet. Nur eine gemeinsame Strategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs kann letztlich Erfolg haben.

In vielen Branchen und Regionen Deutschlands fehlen bereits jetzt qualifizierte Fachkräfte und Stellen bleiben unbesetzt. In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufen, dem so genannten MINT-Bereich, fehlen nach Berechnungen des Institutes der Deutschen Wirtschaft Köln derzeit 194.000 Fachkräfte. Insgesamt bestehen Engpässe in ca. 20 % aller Berufe, die eine Ausbildung erfordern, das heißt es fehlen freie Arbeitskräfte mit einer entsprechenden Ausbildung. Besonders betroffen sind dabei gewerblich-technische Berufe und der Pflegebereich. Das bedeutet enorme Wertschöpfungsverluste durch fehlende Fachkräfte.

Die Hauptursache für den Mangel an Fachkräften ist der demografische Wandel. Dieser hat den deutschen Arbeitsmarkt längst erreicht. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Zahl der Einwohner in Deutschland nimmt seit 2003 beständig ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl von 87,5 Mio. im Jahr 2003 auf 80,2 Mio. im Mai 2011. In Deutschland werden bis zum Jahr 2025 über 6 Mio. Erwerbspersonen weniger zur Verfügung stehen.

Die Fachkräfte-Offensive nimmt daher alle Zielgruppen des Arbeitsmarkts in den Blick. Aber allein mit einer längeren Lebensarbeitszeit und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt sich das Arbeitskräftepotenzial nicht ausreichend erweitern, um der demografischen Entwicklung entgegen zu steuern. Daher wird ohne die Zuwanderung gut qualifizierter Fachkräfte die Sicherung der Fachkräftebasis nicht gelingen. Qualifizierte Zuwanderer sichern und schaffen Arbeitsplätze in Deutschland. Sie werden gebraucht, damit unsere Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben können.

Die duale Berufsausbildung zählt gerade zu den Stärken des deutschen Bildungssystems und ist inzwischen Vorbild für viele Länder Europas geworden. Berufliche Bildung trägt maßgeblich dazu bei, den hohen Bedarf an Fachkräften in Deutschland zu sichern. Allerdings können bereits heute nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden, so sind im letzten Jahr 33.000 Plätze unbesetzt geblieben. Deutschland fehlt also sicher keine qualifizierte Ausbildung, sondern eher eine ausreichende Zahl von Bewerbern. Zudem entsprechen die Berufswünsche junger Menschen nicht immer den Bereichen mit der größten Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.

Zu Ihrer letzten Frage möchte ich anmerken, dass ein Angebot einer geringfügigen Beschäftigung eher an Menschen gerichtet ist, die bereits in Deutschland leben und neben einer Haupttätigkeit, Studium oder Familienarbeit einen Zusatzverdienst anstreben. Zuwanderung aus dem Ausland zielt grundsätzlich auf Vollzeit-Arbeitsplätze mit einer tariflichen Entlohnung. Sie darf nicht zu einer Abhängigkeit von Sozialleistungen führen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Philipp Rösler

P.S. Schluss mit Schulden. FDP.