Frage an Reinhardt Wilhelm Meyer bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Reinhardt Wilhelm Meyer
MLPD
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Frage von Uwe P. •

Frage an Reinhardt Wilhelm Meyer von Uwe P. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Wenn ich den Wahlkampfreden zuhöre, scheint es offenbar nur eine Lösung für das Problem der Arbeitslosigkeit zu geben: "Die Arbeit zu verbilligen". D.h. doch aber nichts anderes, als reale Einkommensverluste zu verlangen. Damit soll das "Konsumklima" verbessert werden?

Statistisch sind die Nettorealverdienste seit 1991 um ca. 2% zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist der Umsatz je Beschäftigtem in der Industrie von ca. 113.100 Euro auf ca. 219.811 Euro gestiegen - hat sich also verdoppelt. Der Lohn- und Gehaltsanteil am Umsatz ist in diesem Zeitraum von 21,4% auf 16,8% (2003) zurückgegangen. Die offizielle Arbeitslosenzahl hat sich in diesem Zeitraum jedoch ca. verdoppelt.

Ist damit eine Neuverteilung der Arbeit durch Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich - z.B. auf 30 Stunden - nicht schon lange finanziert? Und die einzige tatsächliche Möglichkeit, das Problem der Massenarbeitslosigkeit nachhaltig anzugehen?

Antwort von
MLPD

Hallo Herr Pahsticker,

vielen Dank für ihre interessanten Fakten. Ich gebe ihnen recht, die Arbeitszeitverkürzung ist eigentlich schon längst finanziert. Im Jahr 2004 produzierte jeder Industriearbeiter in Deutschland 384.000 Euro. 1991 lag diese Zahl noch bei 167.800 Euro.
Gleichzeitig sank der Lohnanteil am Umsatz - also das, was die Unternehmer an Löhnen und sogenannten Lohnnebenkosten und Steuern usw. für die Entlohnung der Arbeiter ausgeben mussten - auf 7,9 Prozent 2004.

1991 lag der Lohnanteil am Umsatz noch bei 12,1 Prozent. Je niedriger der Lohnanteil am Umsatz, desto weniger Arbeiter brauchen die Kapitalisten, um ihre Produktion zu steigern und Maximalprofite zu machen. Wenn die Ursache aber in der steigenden Ausbeutung liegt, kann die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nur in der Bekämpfung der Ausbeutung liegen. Tatsache ist, dass durch die Produktivitätssteigerung in den letzten 15 Jahren sogar der Gegenwert von über 20 Stunden Arbeitszeitverkürzung erarbeitet wurde. Bei der Einführung der 30-Stunden-Woche geht es etwa um eine Senkung um 7,5 Stunden. Ein Gegenargument ist, dass es vor allem die "kleinen und mittleren Betriebe ruinieren" würde. Es ist sicherlich richtig, dass die finanzielle Belastung der Klein- und Mittelbetriebe ungleich höher wäre, weil diese erheblich höhere Lohnanteile am Umsatz haben. Von daher haben sie die meisten Ausgaben für Lohnzahlungen, während diese in der Großindustrie nur zwischen fünf und zehn Prozent pendeln. Deshalb schlägt die MLPD zur Entlastung der arbeitsintensiven Betriebe die Abkoppelung der Sozialversicherungsbeiträge von den Löhnen vor. Die Arbeiter und Angestellten sollen vollständig von der Sozialversicherung befreit (siehe USA) werden und diese soll künftig von einer umsatzbezogenen Sozialsteuer finanziert werden. Diese Steuer würde die umsatzstarken Unternehmen erheblich mehr belasten als die kleinen Unternehmen und würde dadurch einen erheblichen Ausgleich für die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich schaffen. Was auf keinen Fall geht ist, dass man eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich oder zu Lasten der Beschäftigten durchführt. Es ist außerdem längst erwiesen, dass Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze erhält oder neue schafft. So haben große Konzerne in der Vergangenheit wiederholt flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt wie zum Beispiel VW, wo sie zeitweilig die 28- oder 30-Stundenwoche einführten, um ihre Facharbeiter zu halten. Natürlich geht es nicht, dass durch Überstunden die tarifliche Arbeitszeit ständig überschritten wird. Allein durch Abbau der Überstunden könnten Millionen von Arbeitsplätzen erhalten und geschaffen werden.