Frage an Renate Künast bezüglich Soziale Sicherung

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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Leo K. •

Frage an Renate Künast von Leo K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Künast,

mein Name ist Leo und bin 17 Jahre alt. Als ich 2014 für ein Jahr in Amerika war, sah ich, dass man dort bereits mit 16 Jahren Blut spenden darf. Ich fragte mich sofort, warum wir in Deutschland erst mit 18 Jahren Blut spenden können und recherchierte dazu im Internet: Laut Gesetz stellt Blutspenden eine Körperverletzung dar. Doch eindeutige Nachteile für minderjährige Spender konnte ich zunächst nicht finden.

Darüber sprach ich auch mit einigen Ärzten. Manche wussten nicht, ob es Nachteile für jugendliche Spender gibt. Andere wiederum meinten, es könnte ggf. dem Wachstum schaden. Es stellte sich jedoch heraus, dass es keine wissenschaftlichen Fakten darüber in Deutschland gibt. Ich gründete somit eine Petition die eine Durchführung einer Studie, die die Vor- und Nachteile einer Blutspende ab 16 Jahren wissenschaftlich erörtert. Ich möchte mit dieser Petition Jugendlichen die Möglichkeit geben anderen Menschen zu helfen. Blut rettet Leben und das ist für mich wichtig weil ich jemand anderem das Leben retten kann, deswegen versuche ich viele Argumente zum Thema Blutspenden ab 16 Jahren zu bekommen. Die Petitionsseite: www.blutab16.de

Es wäre sehr nett wenn sie die Petition Unterschreiben.

Wie Sie vielleicht wissen braut eine Petition viele Unterschriften um etwas bewegen zu können, dazu möchte ich sie fragen ob sie einigen Menschen von dieser Petition erzählen könnten.

Ich würde mich sehr freuen wenn wir ein Bürgergespräch machen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Leo Konrad

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Leo,

vielen Dank für Deine Nachricht. Die Petition und die Webseite sehen ziemlich professionell aus. Beeindruckend!

Ich finde gut, dass Du Dich für dieses Thema engagierst. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass mehr Menschen Blut spenden gehen, dass es ein gesellschaftlich normales Thema wird und dass die alten Regelungen bezüglich der Ausgrenzung von Menschen vom Blutspenden überarbeitet werden.

Bezüglich der Spendemöglichkeiten für Minderjährige stellt sich dies auf einer rechtlichen Ebene jedoch kompliziert dar. Ein genereller Ausschluss von Minderjährigen von der Blutspende besteht eigentlich nicht. Laut einer EU-Richtlinie (2004/33/EG) dürfen 17-Jährige auch mit schriftlicher Zustimmung der Eltern bereits Blut spenden.

Wie Du richtigerweise schreibst, stellt die Blutspende einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit also eine Körperverletzung dar, da sie zu den invasiven ärztlichen Heileingriffen zählt. Solch ein Eingriff verlangt nach deutschem Recht die Einwilligung der*des Patient*in bzw. in diesem Falle der*des Spender*, die den Arzt oder die Ärztin von der Strafbarkeit der Körperverletzung freispricht. Daraus resultiert die rechtliche Frage der Einwilligungsfähigkeit von Minderjährigen. Diese ist strafrechtlich nochmal anders zu beurteilen als zivilrechtlich oder vor Gericht.

Davon zu trennen ist die Frage der medizinischen Eignung bzw. der medizinischen Risiken für minderjährige Spenderinnen und Spender. Meines Wissens gibt es bislang keine eindeutigen Befunde. Mir sind Berichte z.B. aus dem Ärzteblatt bekannt, dass die Zahl der Komplikationen bei einer Senkung des Alters für Blutspende von 18 auf 16 Jahre zugenommen hat. Ob es einen kausalen Zusammenhang gibt, kann ich allerdings nicht beurteilen. Hier mangelt es an wissenschaftlichen Untersuchungen, die das international vorhandene Wissen auswerten. Daher wäre eine solche Studie, wie Du sie anstrebst sicherlich sehr sinnvoll!

Hinsichtlich einer Rechtsänderung wären die richtigen Adressaten die EU-Kommission bzw. die Bundesregierung. Dessen ungeachtet bleibt es unabhängig von der konkreten Rechtslage auch in Zukunft eine Einzelfallentscheidung, ob jemand für eine Blutspende infrage kommt oder nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Team Renate Künast

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