Frage an Roland Claus bezüglich Finanzen

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Frage von Christel T. •

Frage an Roland Claus von Christel T. bezüglich Finanzen

Werter Herr Claus,

durch ein Bildungsseminar in Hattingen, stieß ich auf diese Möglichkeit unsere Abgeordneten persönlich zu befragen.
Wie ich sehe machen Sie persönlich nicht davon Gebrauch .
Trotzdem Meine Frage: Wie kommte es , dass im Ruhrgebiet die Benzinpreise niedriger sind, als In Leuna.

Mit Gruß
Christel Tippelt

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DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Tippelt,

warum die Benzinpreise in Leuna höher sind als im Ruhrgebiet, kann Ihnen wohl nur jemand beantworten, der in der Erdölindustrie beschäftigt ist. Meine Vermutung ist, dass im Ruhrgebiet ein stärkerer Wettbewerb zwischen den einzelnen Benzinanbietern herrscht als in Leuna und Umgebung. Aber das ist nur eine Vermutung, denn: Die großen Erdölunternehmen bestimmen ihre Benzinpreise nach eigenem Ermessen. Dabei spielt es – wie Sie beim Vergleich zwischen Ruhrgebiet und Leuna merken konnten – keine Rolle, in welcher Entfernung die Tankstellen etwa von den nächsten Raffinerien liegen, und auch ein Zusammenhang mit den Einkommensverhältnissen der jeweiligen Bevölkerung ist nicht zu erkennen. Ich habe selbst lange in der Region Merseburg-Leuna gelebt, weiß daher sehr gut, dass die Leunaer immer stolz auf ihre eigene Benzinproduktion waren – aber, wie gesagt, das spielt für die Preiskalkulation in einem weltweit agierenden Unternehmen wie demjenigen, zu dem auch die Raffinerie in Leuna gehört, keine Rolle.

Kann man daran etwas ändern? Meine Partei DIE LINKE tritt dafür ein, dass die Energiepreise durch den Staat kontrolliert werden. Damit soll erreicht werden, dass diese Preise sozial verträglich bleiben und Preissteigerungen, die aus einer Verknappung der Vorräte bei Kohle, Erdöl und Erdgas herrühren, nicht in Extragewinne der Unternehmen umgewandelt werden. Langfristig brauchen wir aber, denken wir, auch eine andere Form der Energieproduktion und der Energiekreisläufe. Wenn zum Beispiel Benzin aus nachwachsenden Rohstoffen in regionalen Kreisläufen produziert würde, könnte man auch zu anderen, für den einzelnen viel besser durchschaubaren und tatsächlich im Wettbewerb entstehenden Preisen gelangen.

Das ist Zukunftsmusik? Gewiss. Aber ohne diese Zukunftsüberlegungen geht es wohl nicht. Die starken Preisanstiege bei Benzin, Heizöl, Erdgas und Strom weisen uns mit allem Nachdruck darauf hin, dass die Vorräte der Erde zur Energieerzeugung nicht unendlich sind. Also müssen wir viel umfassender als bisher über die Nutzung der Wasser-, Wind- und Sonnenergie nachdenken und darüber, wie mit nachwachsenden Rohstoffen umgegangen werden soll, und wenn man das tut, gerät man unweigerlich auch ins Nachdenken über die Formen der Produktion und der Verteilung der Energie.

So regt Ihre scheinbar kleine Frage zu vielerlei Überlegungen an. Haben Sie herzlichen Dank dafür!

Ihr
Roland Claus