Sehr geehrte Frau Kliche,

vielen Dank für Ihre Frage. Nicht umsonst hat Muhammad Yunus für seine Vorstellungen des „Sozialen Unternehmens“ den Friedensnobelpreis erhalten. Die Idee, den Gemeinschaftssinn in die richtige Form zu lenken, Gewinnmaximierung als Ziel aufzugeben und dadurch die weltweite Armut zu besiegen - ein Konzept, das Yunus selbst bereits mit seiner Mikrokreditbank Grameen realisiert hat - ist eine neue Form des Wirtschaftens. Dieses Modell unterstützen meine Partei und ich nicht erst heute. Denken Sie an die vielen sozialen Bewegungen der letzten 150 Jahre von der Gründung von Arbeiterbildungsvereinen über das Genossenschaftswesen und die Bereitstellung von „Armengärten“, aus denen das Kleingartenwesen entstanden ist. Diese Beispiele solidarischen Handelns prägten die Geschichte der SPD und sind bis heute unverzichtbare Wertvorstellungen.

Ihre Kritik an der „Fun“-Gesellschaft kann ich nachvollziehen. Die Reizüberflutung, die Dynamik und Mobilität der modernen, turbokapitalistischen Welt führt zu extremem Individualismus. Allerdings gibt es auch immer wieder Gegenbeispiele von gelebter Solidarität und gegenseitiger Hilfestellung in unserer Gesellschaft. Neben dem Elternhaus spielen die Bildungseinrichtungen für das Erlernen von Werten eine große Rolle. Daher setze ich mich dafür ein, dass Kinder länger gemeinsam unterrichtet werden und einen gemeinsamen Ethikunterricht besuchen, in denen sie mit den normativen Grundlagen unserer Gesellschaft konfrontiert werden. Auch sollte sich Bildung nicht an ökonomischen Kriterien orientieren, sondern am Humboldt´schen Konzept der ganzheitlichen Ausbildung des Menschen.

Es grüßt Sie freundlich,

Ihr Rudolf Kujath