Frage an Sabine Wils bezüglich Umwelt

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Sabine Wils
DIE LINKE
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Frage von David J. •

Frage an Sabine Wils von David J. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Wils,

gestatten Sie eine kurze Frage:

sehen Sie Handlungsbedarf auf gesetzlicher Ebene (national und für Europa) um der unaufhaltsamen Flut unerwünschter Werbung im Briefkasten Herr zu werden?

Diese Problematik mutet an, ein Nischenthema zu sein. Tatsächlich aber werden allein um das Papier für die unadressierte Werbung in Deutschland herzustellen jährlich mehr als 3 Millionen Bäume gefällt.

Neueste Prognosen gehen davon aus, dass der durchschnittliche deutsche Haushalt 40 Kg Werbung pro Woche ertragen muss.

In der Tat wende ich mich an Sie, da es in meinen Augen für jede Werbungsart mittlerweile Einschränkungen gibt, sei es per Telefon, Fax oder E-Mail.

Im Briefkasten jedoch wird sie geduldet. Das Argument, ein Hinweis auf dem Briefkasten genügt um keine Werbung zu erhalten gilt für mich nicht. Was ist mit den Tonnen Altpapier, das all Diejenigen sinnlos wegschmeissen, die nicht über die Hintergründe aufgeklärt sind und sich keine Zeit nehmen können extra einen Aufkleber dafür zu besorgen?
Wohlgemerkt geht es mir nicht um die bewusste Verwendung der Werbung sondern um die Tonnen Altpapier, die sinnlos hergestellt und weggeworfen werden.

Diesen leicht zu verändernden Missstand hätte ich in Zeiten des Klimawandels gerne von Ihnen kommentiert.

Besten Dank im Voraus,

David Jonas

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Jonas,

vielen Dank für Ihre Frage. Die Beantwortung Ihrer Frage ist mir nicht leicht gefallen, da Ihre Frage zwar sehr konkret ist, aber die Grundlagen der EU berührt.

Ich teile Ihre Meinung über die sinnlose Ressourcenverschwendung in Zusammenhang mit nicht angeforderter Werbung im Briefkasten. Neben dem Holzverbrauch belasten sowohl der Transport als auch die Herstellung der Werbematerialien das Klima und die Umwelt. Ihre Beispiele zu vorhandenen Einschränkungen der Werbeflut über Telefon, Fax oder E-Mail erfordern auch jeweils die eigenständige Aktivität der Betroffenen. Dieser Missstand ist weder in der EU noch in Deutschland leicht zu beseitigen.

Mit dieser Forderung greifen Sie die Grundlage der kapitalistischen Wirtschaftsordnung an. Bei einem Überfluss an Produkten ist jeder Produzent darauf angewiesen, seine eigenen Produkte zu verkaufen. Dieser Konkurrenzkampf findet wesentlich über die Werbung statt. Wie Sie selbst erfahren haben, sind es nicht die qualitativ/preislich hochwertigsten Produkte, die von den Verbrauchern abgenommen werden, sondern die am intensivsten beworbenen. Das Ergebnis dieses Konkurrenzkampfes entscheidet über die Existenz eines Unternehmens. Sowohl Deutschland als auch die EU setzten auf diesen Wettbewerb als zentralen Hebel zur Förderung der Wirtschaft im EU Binnenmarkt. Vertraglich ist diese Wettbewerbsorientierung im Vertrag von Lissabon (=84EU-Verfassung=93) festgeschrieben.

In dieser Konstellation verbleibt nur die Möglichkeit des einzelnen Verbrauchers bzw. der einzelnen Verbraucherin, sich individuell z.B. per Aufkleber oder Schild gegen die Werbeflut im Briefkasten zu wehren.

Von meiner Seite aus setze ich bzw. setzen meine Partei DIE LINKE und meine Linksfraktion im Europaparlament alles daran, diesen Vertrag von Lissabon durch einen Vertrag für eine soziale, ökologische, friedliche und demokratische EU zu ersetzen. Auf einer solchen anderen Vertragsgrundlage könnte der Werbeflut Einhalt geboten werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Mir ist bewusst, dass meine Antwort anders ausfällt als Sie möglicherweise erwartet haben.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Wils