Frage an Sahra Wagenknecht bezüglich Finanzen

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Sahra Wagenknecht
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Frage von Andreas R. •

Frage an Sahra Wagenknecht von Andreas R. bezüglich Finanzen

Hallo Frau Wagenknecht,

mit wohlwollendem Interesse verfolge ich ihr Bemühen, die Banken nach Vorbild der Sparkassen und Volksbanken zu reformieren, so dass sie (statt zu "Zocken") wieder realwirtschaftliche Finanzierungen übernehmen. Nun ist es aber doch so, dass in Spanien die Banken durchaus realwirtschaftliche Bauvorhaben finanziert haben und nun trotzdem tief im Schlamassel stecken. Insofern ist doch eine Umstellung auf realwirtschaftliche Finanzierungen keine wirkliche Lösung, um milliardenschwere Pleiten zu vermeiden.

Möglicherweise ist hierbei sogar der Berliner Bankenskandal ein Augenöffner. Zumal es damals sicherlich noch deutlich schärfere Regulierungen der Bankengeschäfte gab, als nach 2002 mit dem vierten Finanzmarktförderungsgesetz von SPD/GRÜNE.

Dass man sich auch mit realen Projekten milliardenschwer verzocken kann, ist also bereits erwiesen. Und ich kann mir nicht so recht vorstellen, wie eine Bankenaufsicht (oder auch die Sparkasse selbst) diese Risiken erkennen soll, wenn man doch in Gebäude statt "Wertpapiere" investiert.

Ich freue mich auf ihre Antwort.

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Hallo Herr Rumpke,

wenn die Banken tatsächlich vor allem in die Realwirtschaft Spaniens investiert hätten, dann würden dort heute nicht Millionen Immobilien sinnlos leer stehen. Diese sind geradezu Ausdruck exzessiver Spekulationen, die es dort im Immobiliensektor gegeben hat und an denen europäische Banken beteiligt waren. Es sieht alles danach aus, dass die spanischen Bürger nun für die entstandenen Schäden in Haftung genommen werden sollen. Ich halte das aber für den völlig falschen Weg.

Ich bin übrigens nicht der Auffassung, dass alles an den Volksbanken und Sparkassen unverändert bleiben sollte. Auch hier muss stärker reguliert werden, soziale Standards gehören angehoben. Ich setze mich beispielsweise dafür ein, dass die Geschäftspraxis des Banken- und Sparkassensektors gesetzlich auf das Gemeinwohl orientiert wird. Oder nehmen wir als Beispiel die extrem hohen Dispozinsen. Auch die gehören meiner Ansicht nach begrenzt, weil sie die schwierige finanzielle Lage vieler Menschen verschlechtern.

Aber dennoch halte ich das Modell der Genossenschaftsbanken und Sparkassen für viel geeigneter als das der Privatbanken, da sie immer noch Dinge tun, die zu den eigentlichen Aufgaben einer Bank gehören, nämlich Ersparnisse einsammeln und Kredite vergeben, während die privaten Banken bis heute ganz massiv in Zockergeschäften mitmischen und schweren volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.

Beste Grüße
Sahra Wagenknecht

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