Frage an Sahra Wagenknecht bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Sahra Wagenknecht
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Frage von Hans-Günter G. •

Frage an Sahra Wagenknecht von Hans-Günter G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Genossin Wagenknecht,

in der sonntäglichen ZDF Vorabendsendung "Berlin direkt", vom 24.03.2013, wurde auch ein Beitrag gesendet, der sich mit Ihnen und Ihrer häufigen Abwesenheit bei wichtigen Abstimmungen im Parlament beschäftigte. Die Auslassungen gipfelten in der Behauptung, dass Sie in der Fraktion DIE LINKE fast so viele Gegner wie Freunde hätten und auch Gregor Gysi in kritischer Distanz zu Ihnen stehen würde.

Meine rückhaltlose Bewunderung und Hochachtung vor Ihrer klugen und sachlichen Art, mag mich voreingenommen machen und beurteile deshalb die Aussage im ZDF als einen weiteren Versuch Sie zu diskriminieren, um Ihrem wachsenden Zuspruch entgegen zu wirken und der Linkspartei insgesamt zu schaden.

Meine Fragen:

Stimmt die Aussage, dass Sie viele Gegner in der Fraktion hätten und können Sie erklären was deren Vorwürfe sind?

Ist es wirklich von Nöten, wichtige Parlamentsitzungen zu versäumen, um "Basisarbeit" zu machen?

Ist die Kritik einiger Fraktionskolleginnen und Kollegen nicht dieser Tatsache geschuldet?

Ist ein argumentativ aufkläherischer Auftritt im Parlament, wie man es von Ihnen kennt und erwartet, nicht auch "Basisarbeit"?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Erfolg und Dominanz nicht nur Freunde hat, sondern auch Rivalität und Missgunst erzeugt. Suchen Sie mit Ihren "Kritikern" ins Gespräch zu kommen, oder ignorieren Sie eventuelle Feindschaften?

Für Ihre weitere Arbeit wünsche ich Ihnen eine glückliche Hand, gute Nerven und Freunde die Sie vorbehaltlos unterstützen.

Solidarische Grüße
Hans-Günter Glaser

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Lieber Herr Glaser,

vielen Dank für ihre freundliche Zuschrift. Ich nehme überdurchschnittlich viele öffentliche Veranstaltungen und Medientermine wahr. Diese Termine werden unter erheblichem Aufwand langfristig vereinbart. Die namentlichen Abstimmungen des Bundestages - bei denen es wegen der klaren Mehrheitsverhältnisse im Bundestag selten auf eine einzelne Stimme ankommt - werden hingegen oft sehr kurzfristig angesetzt bzw. unterliegt die Tagesordnung häufigen Änderungen. Eine Abgeordnete hat sowohl eine Verpflichtung gegenüber dem Parlament als auch gegenüber der breiten Öffentlichkeit. Ich sage ungern eine Veranstaltung mit 500 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern ab, die sonst nicht die Chance haben mit mir ins Gespräch zu kommen. Genauso wenig vergebe ich die Chance meine Positionen einem großen Fernsehpublikum direkt zu vermitteln. Schließlich ignorieren oder verzerren die großen Medienkonzerne regelmäßig Forderungen der Linken. Mein Mandat nehme ich sehr ernst. Sie können dies etwa daran erkennen, dass ich etwa häufig schriftliche Einzelfragen beim Bundestag einreiche, um bei bestimmten Sachverhalten gegenüber der Bundesregierung nachzuhaken. Zu Ihren übrigen Fragen: In jeder Fraktion gibt es sicher Rivalitäten und Leute mit denen man sich mal besser oder schlechter versteht. Die große Mehrheit der Wähler/innen und Mitglieder der Partei DIE LINKE erwartet jedoch zu Recht eine gute Zusammenarbeit ihrer Abgeordneten. Dies ist eine Voraussetzung für politischen Erfolg und somit die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 10 Euro, dem Stopp der Rente erst ab 67, der Überwindung von Leiharbeit und Hartz IV sowie dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Ich betrachte meine Kolleginnen und Kollegen in der Fraktion als politische Verbündete.

Mit den besten Grüßen,

Sahra Wagenknecht

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