Sehr geehrter Herr Rudinac,

vielen Dank für Ihre Frage.

Sie werden sicher verstehen, dass ich schon allein aus Zeitgründen nicht zu jeder Handlung in Titos Leben Stellung beziehen kann.

Zwei Dinge möchte ich jedoch erwähnen: Einmal dass Tito, bevor er Staatschef in Jugoslawien wurde, an der Spitze des antifaschistischen Befreiungskampfes der kommunistischen jugoslawischen Partisanen gegen die faschistischen Besatzer kämpfte. Dafür gebührt ihm natürlich zu Recht großer Respekt aller Antifaschistinnen und Antifaschisten. Des Weiteren hat er als langjähriger Staatschef die schwierige Leistung vollbrachte, den Vielvölkerstaat Jugoslawien zusammenzuhalten. In seiner Amtszeit gab es keinerlei kriegerische Auseinandersetzungen.

Nach Titos Tod hat sich vieles zum Negativen entwickelt: Die Zerschlagung Jugoslawiens, maßgeblich durch die Bundesregierung Deutschlands gefördert, die damit einhergehenden Gewaltakte und die NATO-Aggression im März 1999 mit zahlreichen Todesopfern sind furchtbar gewesen. Die Herauslösung des Kosovo aus dem Kerngebiet Jugoslawiens und seine völkerrechtswidrige Anerkennung haben einen Präzedenzfall geschaffen, dessen Folgewirkungen derzeit noch gar nicht in Gänze absehbar sind.

In diesem Jahr jährt sich übrigens zum zehnten Mal der völkerrechtswidrige Krieg der NATO gegen Bundesrepublik Jugoslawien. Allein dies ist Grund genug, die Auflösung des nordatlantischen Kriegsbündnisses wieder lauter fordern und die internationalen Proteste der Friedensbewegung gegen den Anfang April in Strasbourg und Baden-Baden stattfindenden NATO-Gipfel kraftvoll zu unterstützen. Die LINKE begrüßt diese Proteste und wird sich aktiv daran beteiligen.

Beste Grüße,
Sahra Wagenknecht