Frage an Sahra Wagenknecht bezüglich Finanzen

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Sahra Wagenknecht
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Frage von Matthias K. •

Frage an Sahra Wagenknecht von Matthias K. bezüglich Finanzen

sehr geehrte frau wagenknecht,

ich habe mit großem gewinn ihr neues buch über die weltfinanzkrise gelesen, selbst mein vater als eingefleischter cdu-wähler war schwer beeindruckt. können sie als europaabgeordnete einfluß auf die art der regulierung der internationalen finanzströme nehmen?

gruß MK

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BSW

Sehr geehrter Herr Klein,

vielen Dank für Ihre lobenden Worte für mein Buch.

Ich allein kann sicherlich nicht viel Einfluss auf die Regulierung der internationalen Finanzströme nehmen. Leider sind auch die Mehrheitsverhältnisse im Deutschen Bundestag ebenso wie im Europäischen Parlament dergestalt, dass eine tief greifende Regulierung im Moment nicht möglich ist. Bei Konservativen und weitestgehend auch bei den Sozialdemokraten trifft man auf taube Ohren, wenn man vorschlägt, Kapitalmacht erheblich zu begrenzen und den Kapitalverkehr zu kontrollieren. Wichtig wäre daher vor allem Druck von unten, aus den Gewerkschaften, von den ALG-II-Empfängern und Erwerbslosen und anderen Verlierern des ganzen neoliberalen Umverteilungsprozesses.
Mit der Intention, jenen eine Stimme zu geben und sie zu aktivem antikapitalistischen Handeln anzuregen, habe ich auch das Buch "Wahnsinn mit Methode - Finanzcrash und Weltwirtschaft" geschrieben.

Ich selbst kann für soziale Alternativen werben und entsprechende Vorschläge in das Europäische Parlament einbringen. Im Moment setzen sich meist noch diejenigen durch, die ein marktradikales Europa wollen. Allerdings nicht immer! Beispielsweise wurden in den Jahren 2003 und 2006 Versuche, mithilfe einer Hafenrichtlinie Arbeitsplatzvernichtung und Sozialdumping in die europäischen Häfen zu bringen, erfolgreich gestoppt. Das so genannte "Port Package II" konnte mittels eines energischen Streiks der gewerkschaftlich organisierten Hafenarbeiter Europas verhindert werden. Das zeigt, dass eine starke und gut organisierte Gegenwehr durchaus Erfolge gegen den Druck großer Konzernvorstände und der EU-Kommission verzeichnen kann. Deshalb muss man diesen Widerstand auch stärken, damit die erfolgreiche Abwehr neoliberaler Vorhaben nicht nur Ausnahme bleibt, sondern zur Regel wird.

Viele Grüße,
Sahra Wagenknecht

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