Sehr geehrte Frau Borchardt, aus meiner Sicht verhält es sich mit dem UNODC-Bericht wie mit Zoos, die sich selbst Zertifizieren. Denken Sie nicht, das das eindeutig ein Interessenkonflikt ist?

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Frage von Julian H. •

Sehr geehrte Frau Borchardt, aus meiner Sicht verhält es sich mit dem UNODC-Bericht wie mit Zoos, die sich selbst Zertifizieren. Denken Sie nicht, das das eindeutig ein Interessenkonflikt ist?

Guten Tag Frau Borchardt,

in dem UNODC-Bericht, den Sie in einer anderen Frage in der Antwort erwähnten, ist laut Ansicht vieler Experten eben aufgrund eines Interessenkonfliktes, den die UNODC natürlich mit Drogen hat leider ein totales Ausschlusskriterium um diesen Bericht als einen Maßstab für überhaupt etwas heranzuziehen. Die Ampelkoalition hat auch eindeutig gesagt, das ein "Niederlande"-Modell so nicht in Deutschland kommen wird, genau aus bekannten gründen. Sie beziehen sich auf "Suchterkrankungen" - Wie lösen wir das Problem "Suchterkrankungen" denn in Hinblick auf Alkohol? Ich hätte von Ihnen aus ihrer Sicht gerne eine Erläuterung, in wie weit Cannabis ganz vorne auf der "Sorgenkind-Liste" steht. Alkohol fordert über 70.000 Tote im Jahr in Deutschland, Cannabis Null. Alkohol sorgt für über 1.6 Millionen abhängige (nicht-normaler Konsum!). Warum ist Alkohol nicht das Sorgenkind Nummer 1 aus ihrer Sicht?

Vielen dank für Ihre Transparente Arbeit hier auf Abgeordnetenwatch!

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Sehr geehrte Frau H.,

vielen Dank für Ihre Frage. Als sucht- und drogenpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion habe ich mich eingehend mit der Entstehung der Cannabis-Prohibition befasst. Ich gebe zu, es ist auch im Umgang mit Alkoholsucht noch Vieles verbesserungswürdig. Hier befindet sich jedoch schon ein Teil ihrer Antwort. Wir haben mit den Folgen von Alkohol- und Zigarettenkonsum schon große Herausforderungen zu meistern, ist dann eine weitere Droge notwendig? Darüber hinaus gibt es bislang noch keine empirischen Daten um die Auswirkungen der kontrollierten Abgabe an Erwachsene zu Genusszwecken auf unser Gesundheitssystem nur ansatzweise abzuschätzen. Stichwort: cannabisinduzierte Psychosen. Ich spreche oft mit psychatrischen Fachkräften und Fachärzten, diese bestätigen mir einen rasanten Anstieg der Hospitalisierung durch die Folgen des Gebrauchs von Cannabis. Das Argument mit den 0 Toten bei Cannabis und den 70.000 Todesopfern bei Alkohol kann man nicht wirklich gegenüberstellen. Bei Alkohol und den Folgen gibt es jahrzehntelang erhobene, empirische Daten, bei Cannabis (noch) nicht. Die Letalität mag geringer sein als bei Alkohol, jedoch sind gesundheitliche Folgen des Cannabiskonsums nach wie vor  schwer abzuschätzen.

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