In Frankreich und anderen europäischen Ländern wurde das Nordische Modell für die Prostitution eingeführt. Wie stehen Sie zu diesem Modell und sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Rote kurze Haare, lächelnd, schwarzer Blazer und schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, kleine hängende Ohrringe mit weißer Kugel
Susanne Ferschl
DIE LINKE
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Frage von Philipp S. •

In Frankreich und anderen europäischen Ländern wurde das Nordische Modell für die Prostitution eingeführt. Wie stehen Sie zu diesem Modell und sehen Sie hier Handlungsbedarf?

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr S.,

ja, ich sehe Handlungsbedarf beim Thema Ausbeutung und Menschenhandel. Gerade im Bereich der Prostitution existiert auch Gewalt und Zwang  und selbstverständlich müssen wir all jene unterstützen, die sich gegen ihren Willen prostituieren müssen. Mich macht es extrem wütend, wenn ich lese, wie manche Freier über Frauen sprechen als wären sie nur Verfügungsmasse oder dass Menschen durch Gewaltanwendung oder ökonomische Erpressung zu dieser Arbeit gezwungen, also regelmäßig vergewaltigt werden.

Gleichzeitig bezweifle ich, dass das Nordische Modell, also die Kriminalisierung von Freiern, gegen diese Gewaltverhältnisse hilft. Verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen, dass Gewalt zunimmt, sich die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen verschlechtern und Menschenhandel nicht unterbunden wird. Der ganze Bereich würde kriminalisiert und wir wissen auch aus anderen Arbeitsbereichen: Menschen sind besonders verletzlich, wenn sie in einem illegalisierten Bereich tätig sind, weil sie sich immer auch selbst belasten, wenn sie Ausbeutung und Gewalt zur Anzeige bringen. Hinzu kommt, dass sowohl Menschenhandel als auch Zwangsprostitution bereits strafbar sind. Das, was das Nordische Modell vorgeblich sanktionieren will, ist also längst verboten. Keine Frage: Hier muss nachgebessert und stärker geschaut werden, warum die Gesetzgebung so wenig Wirkung zeigt.

Wir sind uns in der Linken einig, dass wir die Kriminalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeiter*innen ablehnen. Gestärkt werden müssen stattdessen die Selbstorganisation, freiwillige Beratungs-, Umschulungs- und Fortbildungsangebote, eine gute Gesundheitsversorgung sowie die sozialen Rechte von Sexarbeiter*innen insgesamt.

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Ferschl

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