Sind ihnen 100% unabhängige Studien über Fracking-Folgen bekannt und wie steh en Sie generell zu dem Thema (zum kleinen Teil!) auch durch Fracking die Energie-Unabhängigkeit Deutschlands zu fördern?

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Thies Wilkening
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Frage von Vilen N. •

Sind ihnen 100% unabhängige Studien über Fracking-Folgen bekannt und wie steh en Sie generell zu dem Thema (zum kleinen Teil!) auch durch Fracking die Energie-Unabhängigkeit Deutschlands zu fördern?

In Deutschland überwiegt (vielleicht etwas übertriebene!) Meinung über Umweltschädlichkeit des Frackings. Wie wir wissen die Meinungen können durch durch diverse Lobbyisten in Auftrag gegebene Studien etwas beeinflusst werden. Die Politiker aus den entwickelten Ländern, die Fracking zur Förderung von Öl und Gas verwenden (USA, Canada, Australien, Neuseeland), haben seit langem schon die Bedenken geäußert dass es merkwürdig zu große gesellschaftliche Ablehnung in Europa herrscht. Es ist ja eigentlich nur ein Land in Europa wem diese etwas übertriebene Haltung in die Karten spiel... Oder?

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Informationen zum Thema Fracking gibt es zum Beispiel auf der Website des Umweltbundesamtes. Hinter dem Verbot von "unkonventionellem" Fracking durch die große Koalition unter Angela Merkel vermute ich keinen russischen Einfluss.

Fracking könnte - wie sie schon selbst schreiben - in Deutschland nur eine sehr begrenzte Rolle spielen. Über die förderbaren Gasmengen gibt es verschiedene Angaben, die zwischen weniger als einem und etwa 10 Jahresbedarfen an Erdgas in Deutschland schwanken. Die Vorbereitung und der Bau der Infrastruktur würden Jahre dauern. Durch Klagen von Anwohner*innen, mit denen unabhängig davon wie man persönlich zu Fracking steht in jedem Fall gerechnet werden muss, wird dieser Zeitraum noch verlängert. Es ist zielführender, direkt in den Ausbau erneuerbare Energien und die Umstellung von Heizungen und industriellen Verfahren auf andere Energiequellen zu investieren.

In wissenschaftlichen und politischen Debatten über Technologiefolgen und Klimawandel sind Argumente nach dem Motto "Wer meiner Meinung widerspricht arbeitet für den Feind" grundsätzlich problematisch. Wenn man davon ausgeht, dass Studien, die Fracking kritisch sehen grundsätzlich aus Russland finanziert werden, kann es keine solche "100% unabhängige" Studie geben, da absolut unwiderlegbare Gegenbeweise für solche Behauptungen nicht erbracht werden können - egal wie eine Studie bzw. ein Institut "offiziell" finanziert wird, könnte es ja theoretisch immer Bestechung über geheime Kanäle geben. Wenn sich diese Art der Argumentation verbreitet, wird jeder Konzern der irgendein umstrittenes Vorhaben in einem NATO-Mitgliedsstaat durchsetzen will bald behaupten, alle Kritiker*innen seien von Russland oder China gekauft - dann kann man sich öffentliche Debatten und demokratische Entscheidungsfindung auch sparen.