Frage an Thomas Oppermann bezüglich Finanzen

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Thomas Oppermann
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Frage an Thomas Oppermann von Hans Joachim B. bezüglich Finanzen

Finanztransaktionssteuer
Sehr geehrter Herr Oppermann, gerade habe ich teilweise Ihre Einlassungen im Morgenmagazin verfolgt und kann mir nicht hekfen: Warum werde ich als Kleinanleger wie vile Millionen andere auch ständig von Ihenen und Ihrer Partei beschimpft und diffamiert als Spekulanten und Verursacher einer Finanzkrise? Warum soll ich, der ich Geld zurücklege für meine Alter - um nicht dem Staat zu Last zu fallen - und investiere - nicht in spekulativen Derivaten sondern in Aktien, Fonds, Anleihen etc. - nun auf alle Finanztransaktionen eine Steuer zahlen? Übrigens die Real - Industrie wird auch betroffen sein. Warum sind Sie und Ihre Partei nicht in der Lage, die Finanzindustrie insbesondere die Zocker/ Spekulanten direkt anzugehen? Ständig behaupten Sie, daß Sie die Steuerzahler schützen müssen vor den Eskapaden der Fianazindustrie. Warum tun Sie es dann nicht zumindest durch intelligente Vorschläge, die nach vollziehbar zielgenau , die trifft, die uns das Debakel verschafft haben?
MFG H.J.Breil

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Sehr geehrter Herr Breil,

Sie als Kleinanleger sind weder Spekulant, noch Verursacher einer Finanzkrise. Mir und meiner Partei geht es bei der Finanztransaktionssteuer nicht darum Anlegern, die in langfristige Geldanlagen investieren zu schaden. Es sollen die von Ihnen angesprochenen „Zocker und Spekulanten“ an den Kosten, der von ihnen verursachten Finanz- und Wirtschaftskrise beteiligt und zukünftige überbordende Spekulationen eingeschränkt werden.

Mit einer Finanztransaktionssteuer von 0,05% auf alle börslichen und außerbörslichen Transaktionen von Wertpapieren, Anleihen, Derivaten und allen Devisentransaktionen könnten allein für Deutschland Einnahmen von fast 40 Milliarden Euro generiert werden. Diese würden Spielräume für mehr Bildung, Forschung und Armutsbekämpfung schaffen und ein Teil der Kosten der Finanzkrise würde so nach dem Verursacherprinzip aufgebracht werden. Eine denkbare Ausnahme bei der Besteuerung könnte in diesem Zusammenhang die von Ihnen angesprochene private Altersvorsorge sein.

Zusätzlich würde eine Finanztransaktionssteuer kurzfristige Finanzspekulationen, die mit hauptursächlich für die aktuelle Krise sind, im Vergleich zu langfristigen Investitionen unattraktiver werden lassen. Denn je häufiger die Transaktion stattfindet, desto stärker die Belastung. Dieser Punkt ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass Computer gezielt in den börslichen Orderströmen nach Auffälligkeiten suchen und innerhalb von Sekundenbruchteile diese kaufen bzw. dann mit minimalen Gewinn wieder weiter verkaufen. Auch der computergestützte Börsenhandel, der auf Grundlage von bestimmten Regeln softwaregesteuert ein und das selbe Wertpapier mehrere hundert Mal am Tag kauft und verkauft, würde unattraktiver.

Gleiches gilt auch für das sogenannte „Churning“. Dabei schichten Broker – jeweils zu Lasten des Anlegers – Depots um, um einzig und allein ihre Provision zu erhöhen. Eine sachliche Notwendigkeit besteht hierzu nicht.

Schließlich würde eine FTS die Lücke einer Besteuerung von Finanzprodukten, welche bisher im Vergleich zu Konsumprodukten nicht direkt bei der Transaktion besteuert wurden, schließen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Oppermann