Frage an Thomas Sauer bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

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Thomas Sauer
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Frage von Michael S. •

Frage an Thomas Sauer von Michael S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Sauer,

ich wäre an Ihrer Stellungnahme zu den folgenden Punkten interessiert:

1. Der Bundestag hat am 23. April 1996 und 14. März 2003 eine Resolution zu Tibet verabschiedet. Die erste enthielt konkrete Forderungen an die VR China bezüglich der Verbesserung der Menschenrechte und der Gewährung kultureller Autonomie.
a] Ist Ihre Fraktion bereit - auch in der Regierungsverantwortung - die Forderungen der ersten Resolution gegenüber der chinesischen Führung aufzugreifen, da bislang keine davon erfüllt worden ist?
Die zweite Resolution war in den Forderungen unverbindlicher, weil sie unmittelbar an den chinesischen Volkskongress gerichtet war.
b] Können Sie uns Auskunft geben über die Reaktion des chinesischen Volkskongresses auf die zweite Resolution?
2. Deutschland gehört zu denen wenigen Staaten der westlichen Welt, in denen der Dalai Lama noch nie von einem amtierenden Regierungschef empfangen worden ist.

Wird Ihre Fraktion im Falle einer Regierungsverantwortung darauf drängen, dass dies Versäumnis endlich nachgeholt wird und der Dalai Lama nach der nächsten Wahl vom Regierungschef empfangen wird?
3. Die Interessen Tibets im deutschen Bundestag wurden während der letzten Legislaturperioden vom Tibet Gesprächskreis vertreten.
a] Wird sich Ihre Fraktion in der nächsten Legislaturperiode für die Einrichtung eines neuen Arbeitskreises Tibet stark machen?
b] Sehen Sie darüber hinaus Möglichkeiten, den Status und die Funktion eines solchen Arbeitskreises dadurch zu stärken, dass er zum Beispiel als Unterausschuss einem bestehenden Bundestagsausschuss angegliedert wird?
4. Die Verknüpfung von Menschen- und Völkerrechten mit Wirtschaftsbeziehungen wurde bislang als unerfüllbar abgelehnt.

Halten Sie an diesem Grundsatz fest, oder können sie sich unter bestimmten Umständen - etwa bei besonders gravierenden Fällen von Menschenrechtsverletzungen - vorstellen, von dem Grundsatz abzuweichen?
5. Einer der besonders gravierenden Fälle von Menschenrechtsverletzungen ist das Schicksal des Panchen Lama, des zweithöchsten tibetischen Würdenträgers. Seit seiner Entführung durch die chinesischen Behörden im Mai 1995 hat ihn kein unabhängiger Augenzeuge mehr gesehen, sodass es keine verlässlichen Informationen über seinen Verbleib gibt.
a] Welche Möglichkeiten der Einflussnahme auf die chinesische Führung sehen Sie, um das Schweigen um den Panchen Lama zu brechen?
b] Sind Sie bereit in diesem Fall auch Wirtschaftssanktionen in Erwägung zu ziehen, um etwas über das Schicksal des Panchen Lama in Erfahrung zu bringen?
6. Bundeskanzler Schröder hat sich mit Nachdruck für eine Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen die VR China eingesetzt.

Welche Position vertritt Ihre Fraktion in der Frage? Sind Sie bereit, sich für den Fortbestand des Waffenembargos zu engagieren?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Siems,

Die Bundesregierung hat ihre Politik zum Thema Tibet mehrfach ausführlich dargelegt. Zuletzt befaßte sie sich damit in der Antwort auf eine Kleine Anfrage von FDP-Abgeordneten "Zur Tibet-Politik der Bundesregierung" (Bundestagsdrucksache 15/3630). Die meisten Ihrer Fragen werden in der Antwort detailliert behandelt.

Zur Frage nach der Reaktion des chinesischen Volkskongresses auf den Beschluß des Deutschen Bundestages vom 14. März 2003: Es gab hierzu keine offizielle Antwort des Volkskongresses, es erfolgte stattdessen das Angebot des Botschafters der Volksrepublik China, mit ihm über Tibet zu sprechen. Darüber hinaus haben die deutsch-chinesische Parlamentariergruppe und die Mitglieder des Tibet-Gesprächskreises von chinesischer Seite das Einverständnis bekommen, bei Begegnungen speziell über die Situation in Tibet zu sprechen. Die Bereitschaft zum Dialog mit der EU und mit der Bundesrepublik Deutschland über Menschenrechtsfragen und über die chinesische Tibetpolitik hat in der letzten Zeit spürbar zugenommen. Positiv ist auch zu bewerten, daß die Regierung der Volksrepublik China mehrfach Repräsentanten des Dalai Lama empfangen hat und mit ihnen einen Dialog über die Zukunft Tibets begonnen hat.

Zur Frage des Waffenembargos vertritt die SPD-Bundestagsfraktion die Position, die im Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen vom 11. Mai 2005 (Bundestagsdrucksache 15/5467) festgelegt wurde.

Über die Einrichtung von Arbeitskreisen des Parlaments entscheiden die Abgeordneten der neuen Legislaturperiode. Mit Sicherheit werden die positiven Erfahrungen, die in der 15. Legislaturperiode mit dem Tibet-Arbeitskreis gemacht wurden, bei der künftigen Entscheidung mitberücksichtigt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Sauer

PS: Die genannten Drucksachen sind über das Internet abrufbar. Bei Bedarf
können sie auch zugeschickt werden.