Frage an Torsten Hauschild bezüglich Umwelt

Torsten Hauschild
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Michael D. •

Frage an Torsten Hauschild von Michael D. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Hauschild,

wenn ich unterstellen darf, daß neben der Bankiersrettung die zum Klimawandel euphemisierte Klimakatastrophe das drängendste Menschheitsproblem der Gegenwart und letztere auch der mittelfristigen Zukunft ist, stellt sich mir und stelle deshalb ich Ihnen die Frage, welche unmittelbar und radikal wirksamen Mittel Ihre Partei gegen weitere Klimaverschlechterungen vorhält und nach demokratischer Legitimierung hierzu anwenden wird.

Ich bitte hierbei nicht lediglich kurzsichtige Auflagen für den von der überragenden Mehrzahl aller Wähler favorisierten deutschen Individualverkehr, der am weltweiten CO2-Ausstoß nur marginal beteiligt ist, ins Auge zu fassen.

Sondern spreche die weltumspannende Erwärmung an, die (nur bspw.) durch das "Abfackeln" von Gas durch die Erdölindustrie in solcher Größenordnung bedingt wird, daß sämtliche (!) europäischen Kernkraftwerke abgeschaltet werden könnten, wenn das schädlich "abgefackelte" Gas stattdessen energetisch genutzt werden würde.

Ich spreche hierbei (nur bspw.) auch von der vom Wähler entschieden abgelehnten sog. "Bio"-Spriterzeugung, der quadratkilomerterweise nicht nur klimatisch unverzichtbarer Regenwald zum Opfer fällt, sondern auch sog. "Hungerkatastrophen" gezielt geschuldet sind.

Mit freundlichen Grüßen aus Frohnau -
Michael Deike

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Deike,
 
vielen Dank für Ihre Fragen.
 
Ja, im Hinblick auf die Klimaveränderungen stehen wir gemeinsam vor großen, weltweiten Herausforderungen. Deshalb wäre es vermessen anzunehmen, allein die Berliner Politik sei in der Lage und dazu befähigt, dieses Problem zu bewältigen. Aber natürlich können und müssen auch wir Berliner unseren Beitrag dazu leisten.
 
Ich gebe Ihnen recht, dass der motorisierte Individualverkehr nicht den Hauptanteil am weltweiten CO2-Ausstoß ausmacht. Dennoch werde ich mich auch zukünftig dafür einsetzen, dass der Öffentliche Personennahverkehr sowie der nicht motorisierte Individualverkehr, also der Fahrrad- und Fußgängerverkehr gestärkt werden. Das hat aber andere Gründe als vorrangig den der CO2-Bilanz.
 
Bündnis 90/Die Grünen haben sich seit Jahren für eine Energiewende eingesetzt. Nun hat die jetzige Bundesregierung die Einsicht in die Richtigkeit dieser Forderung gewonnen und die Energiewende eingeleitet. Wobei Bündnis 90/Die Grünen hierunter immer den Wandel der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien verstand und versteht und nicht mehr Kohle- anstatt Atomkraftwerke. Gleichzeitig muss es eine deutliche Steigerung der Nutzungseffizienz geben. Ich stimme Ihnen zu, dass das Abfackeln von Gas nicht zum vorbildhaften Umgang mit Energieressourcen gehört. Allerdings liegt eine mögliche Einflussnahme auf ein derartiges Verhalten eher außerhalb der Berliner Landespolitik. Gleichwohl haben wir natürlich auch in Deutschland noch einiges Potenzial bei der Nutzungseffizienz. Dies ist einer von vielen Ansatzpunkten in der zukünftigen Energiepolitik.
 
Insgesamt stehen wir mit dem Beschluss zur Energiewende in Deutschland vor einer enormen Herausforderung. Wir machen uns auf einen Weg, von dem wir noch nicht hundertprozentig wissen, wohin er uns führt. Gleichzeitig begreife ich diese Herausforderung und diesen Weg auch als enorme Chance. Die damit verbundenen Ziele lassen sich nur erreichen, wenn der Energieverbrauch drastisch reduziert wird. Genau hier kann Berliner Politik direkt einsetzen. Große Potenziale stecken z.B. in der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes. Ich halte es für richtig, wenn in Berlin ein öffentlich gefördertes Programm zur Gebäudesanierung aufgelegt würde.
 
Parallel muss die Nutzung sog. regenerativer Energien verstärkt werden, z.B. die Nutzung der Sonnenenergie. Ich halte es schlichtweg für unmöglich, dass in Berlin z.B. Schulerweiterungsbauten errichtet werden, ohne dass auf deren Dächern Solaranlagen installiert werden - so geschehen in Reinickendorf. Auch hier schlummert in Berlin viel Potential, dass endlich genutzt werden muss.
 
Zum Schluss möchte ich Ihnen zustimmen, dass in der Energiegewinnung aus Biomasse nicht das Allheilmittel liegt. Zumal, wenn hiervon wertvolle Flächen betroffen sind, die der Lebensmittelproduktion entzogen werden oder die aus naturschutzfachlichen Gründen nicht zur Biomasseproduktion genutzt werden sollten. Problematisch wird es vor allem dann, wenn die Biokraftwerke immer größer werden und dauerhaft mit großen Mengen Biomasse bestückt werden müssen. Insofern ist das geplante Kraftwerk von Vattenfall, dass u.a. umfangreiche Holzimporte aus Afrika benötigt, in seiner Dimension und deren Konsequenzen durchaus kritisch zu betrachten. Ich glaube, bei der Biomasse ist der richtigere Weg, kleine regionale Anlagen zu errichten.
 
Sehr geehrter Herr Deike, ich hoffe ich konnte Ihre Fragen beantworten.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Torsten Hauschild