Sehr geehrter Herr Schäuble,

ich würde Sie als Finanzminister gerne zu den Themen Wachstum und Export befragen, da ich diese Themen für eine große Sackgasse halte (zumindest nach meiner bisherigen Argumentation).

Wachstum ist die Sache, die Merkel und Sie ständig propagieren, ich fand auch bereits mehrere Antworten von Ihnen hier auf abgeordnetenwatch.de zu diesem Thema, in dem Sie in Wachstum das Ende der Krise sehen. Frau Merkel sagte auch einmal, das drei Dinge für Deutschland wichtig seien: "Wachstum, Wachstum und Wachstum".

Ich kann mich allerdings nicht mit einem System abfinden, das ständig von Wachstum abhängig ist: Mit der Geschwindigkeit, mit der die Wirtschaft wachsen müsste, um stabil zu bleiben, kann es nicht auf Dauer weiter gehen, denn letztendlich sorgt zu großer Wachstumszwang für die Ausbeutung der Angestellten und der Umwelt. Finden Sie nicht auch, dass hier etwas schief läuft?

Der andere Teil meiner Frage betrifft (in meinen Augen) einen Auslöser dieser Krise, und zwar den deutschen Exportwahn. Tut dieser wirklich der EU gut? Ist es nicht eher so, dass, wenn ständig Guthaben aus dem Ausland (wie Griechenland) nach Deutschland fließen, dieses Ausland - Privatwirtschaft oder Staat - sich (z.B. bei Deutschland) verschulden muss, um liquide zu bleiben, weil beinahe das gesamte Geld nach Deutschland und andere Exportnationen geflossen ist? In meinen Augen ist das einer der Hauptgründe für die enorme Verschuldung von Griechenland, Spanien usw.

Weil Sie der Finanzminister von Deutschland sind, würde ich Sie gerne um eine Rückmeldung mit Ihrer Stellungnahme und einer eventuellen Berichtigung zu diesen zwei Themen bitten. Weil mir Deutschland und Europa sehr wichtig sind, sind sie für mich auch bei der Bundestagswahl ein ausschlaggebendes Thema.

Mit freundlichen Grüßen,
Paul Reichert