Frage an Albert Thurner bezüglich Kultur

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Albert Thurner
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Frage an Albert Thurner von Jakob I. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Thurner,

wie stehen Sie zu den Äußerungen von Herrn Beckstein bezüglich Killerspielen? Wie definieren Sie ein Killerspiel oder sind Sie schon so weit, dass sie kapiert haben, dass der Begriff Killerspiele Schwachsinn ist?

Mit freundlichen Grüßen
Jakob Igelspacher

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Igelspacher,

Herr Beckstein neigt wie viele CSU-Politiker dazu, komplizierten Sachverhalten mit möglichst einfachen, populistischen Lösungen zu begegnen. Als wäre mit einem Verkaufsverbot von gewaltorientierten Computerspielen jeder weitere Amoklauf von vornherein ausgeschlossen.

Ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der übermäßigen (!) Beschäftigung mit Ego-Shootern und realer Gewaltanwendung gibt, können bislang nicht einmal wissenschaftliche Studien klären. Auffällig ist zwar, dass jugendliche Amokläufer sehr häufig Fans von Ego-Shooter-Spielen waren. Damit ist aber nicht gesagt, dass die Gewaltdarstellung im Computerspiel das gefährdende Element darstellte. Ebenso gut können die Computerspielerei und die reale Gewaltausübung der Jugendlichen Manifestationen derselben Ursachen wie sozialer Ausgrenzung, gewaltbetonter Erziehung oder Vereinsamung sein. Sozial integrierte und kompetente Jugendliche können genauso intensiv Ego-Shooter spielen, ohne selbst gewalttätig zu werden.

Entsprechend geht ein simples Verkaufsverbot an der Sache vorbei. Ich halte die geltenden Jugendschutzbestimmung durchaus für ausreichend. Wichtiger wäre es, an den genannten Ursachen zu arbeiten. Vernachlässigte und sozial inkompetente Jugendliche müssen besser als bisher aufgefunden und begleitet werden. Dazu braucht es deutlich mehr Schulsozialarbeiter und Schulpsychologen. Ganztagsschulen wären ein geeignetes Instrument, Vereinsamungstendenzen zu verhindern und die Begleiterscheinungen einer falschen Erziehung abzufedern. Vor20allem aber brauchen wir in Bayern mehr Unterricht in Medienkompetenz. Die Kinder und Jugendlichen müssen lernen, Computerspiele, aber auch das Internet und das Fernsehen bewusster und kritischer zu nutzen.

Ob nun der Begriff "Killerspiele" unsinnig ist oder nicht, lässt mich ziemlich kalt. Die Bezeichnung mag unscharf sein und eine negative Konnotation enthalten. Aber ist der Begriff "Ego-Shooter" wirklich besser?

Mit den besten Grüßen
Ihr
Albert Thurner