Frage an Andrea Nahles von Tobias K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Nahles,
es gibt da eine Frage, die ich mir selber schon länger stelle und ich mich interessiere, wie Sie das sehen:
Wieso gibt es keinen gestaffelten Mindestlohn
Ich bin im Handwerk tätig und habe einen Gesellenbrief. Nun ist es aber so, falls ich in einer anderen Firma einen neuen Job bekommen würde, dann wäre es ja möglich, dass ich vom Lohnniveau mit einem ungelernten Arbeitnehmer gleich gestellt bin. Diese Konstellation finde ich persönlich sehr unfair.
Sie werden jetzt bestimmt wieder mit sozialer Gerechtigkeit antworten, aber wo ist die Gerechtigkeit für die, die auch etwas dafür tun, um einen Beruf zu erlangen.
Ich sehe es sogar so, dass man mit einem gestaffelten Mindestlohn auch dem Fachkräftemangel hätte entgegen wirken können. Ich hatte da die Vorstellung, dass man per Gesetz festlegen könnte, wer ein Berufsausbildung hat, bekommt 1€ bis 2€/Stunde mehr. Die derzeitige Lage macht gegen über Jugendlichen die Aussage: Ihr braucht gar keinen Beruf erlernen, jeder bekommt einen Mindestlohn. Und die Handwerksbetriebe in Deutschland haben alle Probleme damit neue Fachkräfte zu finden. Wenn es mal einen Lehrling gibt und dieser die Ausbildung schafft, dann gehen die meisten dann auch in die Industrie, weil es da mehr zu verdienen gibt.
Arbeitswilligen Einwanderern werden nur Steine in den Weg gelegt und Flüchtlinge dürfen nicht arbeiten, bis deren Asylantrag bewilligt ist.
Mit freundlichen Grüßen
T Kraus
Sehr geehrter Herr K.,
im Rahmen des Mindestlohnes gibt es ja Ausnahmeregelungen. Besondere Regelungen gelten beispielsweise für Langzeitarbeitslose während der ersten sechs Monate in einer neuen Beschäftigung, für Ausbildungsverhältnisse und für bestimmte Praktika. Hinzukommt, dass der Mindestlohn eine Lohnuntergrenze ist und nicht vorschreibt, dass alles unabhängig ihrer Qualifikation identisch bezahlt werden sollten. Denn auch der Mindestlohn ist noch kein guter Lohn, aber die Zahlen machen deutlich, dass er zu mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt führt.
Das zeigt sich vor allem in Branchen, in denen Schutzstandards fehlen. Denn mehr als 80 Prozent derjenigen, die den Mindestlohn erhalten, arbeiten in Betrieben ohne Tarifbindung. Vor allem Frauen kommt der Mindestlohn zugute, denn zwei Drittel der Beschäftigten, die durch den Mindestlohn mehr Lohn bekommen, sind Frauen. Gut die Hälfte derjenigen, die den Mindestlohn erhalten, sind geringfügig Beschäftigte – also so genannte Minijobber.
Beste Grüße
Andrea Nahles