Frage an Andrea Nahles von Florian B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Nahles,
Ich schreibe ihnen weil ich das Gefühl habe das die Politik insbesondere die beiden Volksparteien die Wähler/innen nicht mehr verstehen. Ich erkläre ihnen mal warum das aus meiner Sicht so ist.
1. Wir haben eine Soziale Marktwirtschaft und ich erwarte von der Union das Sie für die Seite der Marktwirtschaft steht und das die SPD für die Soziale Seite steht.
2. Ich erwarte von beiden Volksparteien das es einigkeit über das jeweilige Problem gibt aber komplett gegensätzliche Lösungsvorschläge der beiden Parteien gibt.
Nun zu meinen Fragen.
1. Sind Sie der Meinung das wir dadurch die Politik wieder voran bringen?
2. Wenn ja wie könnte man dahin kommen?
3. Wenn nicht wie wollen sie genau die SPD wieder in die Spur bringen ?
4. Würden Sie es sich zutrauen zu einer Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin anzutreten?
5. Was sind ihrer Meinung nach die drei dringensten themen die wir in diesem Land angehen müssen?
Vielen dank schon mal im voraus
MfG F. B.
Sehr geehrter Herr B.,
eine zukunftsfähige Politik braucht ein neues Verständnis von gesellschaftlichem und individuellem Wohlstand. Wohlstand ist mehr als das im Bruttoinlandsprodukt gemessene ökonomische Produktionsniveau. Unser Wirtschaften orientiert sich an einem neuen positiven Leitbild für ein besseres Leben, das Dimensionen materiellen Wohlstands, sozialer Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und ökologischer Nachhaltigkeit vereint. Insofern gebe ich Ihnen nicht recht, dass sich die SPD nur um das Thema "Soziales" kümmern sollte. Der Sozialstaat ist eine der größten Errungenschaft des 19. bzw. 20. Jahrhunderts. Er ist gleichzeitig eine entscheidende Grundlage für die wirtschaftliche Dynamik, die unseren Wohlstand schafft. In der sozialen Marktwirtschaft, die ihren Namen wert ist, ist der Sozialstaat die organisierte Solidarität zwischen den Starken und den Schwächeren, den Jungen und den Alten, den Gesunden und den Kranken, den Arbeitenden und den Arbeitslosen, den Menschen mit und ohne Behinderungen. Wirtschafts- und Sozialpolitik müssen ineinander greifen und können aus diesem Grund nicht getrennt voneinander gesehen werden.
Auch können Parteien gleiche wie unterschiedliche Lösungsansätze haben. Bestehende Probleme können eine unterschiedliche Gewichtung haben oder auch ganz unterschiedlich gesehen werden. Und eine Koalition basiert dann darauf, dass auf der Basis des Koalitionsvertrages Kompromisse gefunden werden. Ich kann also mit Ihrem vereinfachten "schwarz-weiß"-Denken nicht mitgehen.
Meine drei wichtigsten Themen sind Rente/Sozialstaatsreform, Mieten/Wohnungsnot und Kinder/Bildung.
Beste Grüße
Andrea Nahles