Liebe Frau N.,

vielen Dank für Ihre spannende Frage. Sie bringen es sehr gut auf den Punkt, dass eine Partei natürlich zunächst mal für Grundwerte steht, hinter denen ich natürlich auch als Kandidatin stehe. Umwelt und Wirtschaft zusammenbringen, unsere Gesellschaft zusammenhalten und Chancengerechtigkeit durch gute Bildung erreichen - das sind Grundwerte der Grünen, die mir auch persönlich sehr wichtig sind.

Mit allen Punkten bin ich dabei auch durch meinen Lebenslauf verbunden. Ich arbeite derzeit im Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg, wo ich vor allem die Zukunftsthemen Digitalisierung, Innovation und Startups mitgestalte. Ich halte es für zentral, dass die Bundesregierung eine Gesamtstrategie auflegt, wie wir die Chancen, die darin gerade für grüne Themen wie Ressourceneffizienz und saubere Antriebstechnologien liegen, nutzen können.

Um unsere Gesellschaft gerade in diesen turbulenten Zeiten zusammenzuhalten, ist es mir ein persönliches Anliegen, die Bürgerbeteiligung bei uns zu verbessern. Ich habe sechs Jahre in der Schweiz gelebt und dort Direkte Demokratie wissenschaftlich untersucht. Mein Fazit: wenn wir sie gut gestalten, sind Volksentscheide aber auch andere Beteiligungsverfahren wie zB der Bürgerhaushalt eine sehr gute Ergänzung zu einer repräsentativen Demokratie. Das verbindet mich auch mit der grünen Grundphilosophie, Politik mit den Menschen zusammen zu machen und nicht über sie hinweg.

Die Themen Bildung und Chancengerechtigkeit sind für mich schließlich Grundbedingungen einer gerechten Gesellschaft, bei denen wir gerade in Baden-Württemberg besser werden müssen. Ich halte es für absolut ungerecht, dass der Bildungserfolg immer noch stark vom Hintergrund der Eltern abhängt.

Insgesamt war es mir wichtig, nach meinem Studium in Heidelberg nicht direkt selbst Politik zu machen, sondern zunächst Erfahrungen im Arbeitsleben und im Ausland zu sammeln. Es hat mich sehr bereichert, die Schweiz und auch einige Monate Kalifornien als Lebensort kennenzulernen. Gerade meinen Blick auf die EU hat das geschärft. Denn ich konnte nur deshalb unkompliziert in der Schweiz arbeiten, weil ich eine EU-Angehörige bin. Andererseits war die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland wieder viel präsenter als ich das innerhalb Europa sonst kannte. Das hat mich nicht zuletzt auch in meiner Überzeugung für eine starke EU gestärkt.

Und nicht zuletzt habe ich gerade in Stuttgart gemerkt, dass die Themen Innovation und Bürgerbeteiligung für unsere Stadt eine besondere Rolle spielen. Wie wird der Industriestandort Stuttgart in den nächsten Jahren aussehen und wie machen wir Projekte wie Stuttgart 21 in Zukunft gerade in Bezug auf die Beteiligung der Menschen besser - das sind Fragen, die mich umtreiben.

Diese Erfahrungen und Themen möchte ich nun gerne bei uns in den Bundestag einbringen.

Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen damit einen besseren Einblick in meine Motivation und meine Schwerpunkte geben konnte.

Beste Grüße
Anna Christmann