Frage an Anna Lührmann bezüglich Senioren

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Anna Lührmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ingrid L. •

Frage an Anna Lührmann von Ingrid L. bezüglich Senioren

Sie gehören ja zu den Gegnern der Mini-Rentenerhöhung, weil die reichen Rentner die jungen ausplündern.
1,1% Rentenerhöhung nach drei Nullrunden und einer Minierhöhung ist ja nicht viel, zumal die Pflegeversicherung um 0,25% angehoben wird und die Rentner diesen Betrag voll tragen müssen - im Gegensatz zu den Arbeitnehmern.
Die reichen Rentner plündern die armen jungen aus - wie ist das möglich angesichts einer Durchschnittsrente von 960 Euro. Ein Eckrentner erhält gerade mal 1180 Euro brutto - reiche Rentner?
Wenn es Rentnern heute einigermaßen gut geht, dann nur, weil sie während ihres jahrzehntelangen Arbeitslebens nicht nur die Renten ihrer Vorgängergeneration gezahlt, Kinder ohne nennenswerte finanzielle Hilfe des Staates groß gezogen, evtl. Wohneigentum geschaffen und nebenher für das Alter gespart haben. Dies können die jungen auch, zumal sie Hilfen vom Staat in einem nie gekannten Ausmaß erhalten.
Wenn es heute die reichste Rentnergeneration gibt, dann gibt es auch die reichste junge Generation, denn den jungen geht es heute bedeutend besser als den Rentnern, als diese jung waren.
Die Pensionen sollen um 2,5% angehoben werden. Werden Sie ebenso vehement gegen diese Anhebung stimmen? Immerhin muss die junge Generation für diese Pension aufkommen, wird also von den Pensionären ausgeplündert. Wieviel haben Sie eigentlich bisher in die Rentenkasse eingezahlt? Wenn ich Ihre Biographie betrachte, bisher noch nichts. Trotzdem haben Sie jetzt schon einen Pensionsanspruch, der höher ist als die Rente eines Eckrentners. Werden Sie zugunsten der jüngeren auf diesen Anspruch verzichten bzw. sich mit der Eckrente zufrieden geben und selbst für das Alter sparen?

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Sehr geehrte Frau Lößl,

herzlichen Dank für Ihre Frage.

Ich möchte Ihnen widersprechen: Ich bin nicht der Meinung, dass die reichen Rentner die Jungen ausplündern. Dennoch bin ich gegen außerplanmäßige Rentenerhöhungen. Denn das Problem ist ja nicht, dass die Rentner eine zu hohe Rente bekommen, sondern dass die Anzahl der Rentner im Vergleich zu den Beitragszahlern in den vergangenen Jahren zugenommen hat und weiter zunimmt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass armen Rentnern geholfen werden sollte - jedoch nicht über eine Rentenerhöhung, die alle Beitragszahler belastet, jedoch den armen Rentnern kaum hilft. Denn von einer prozentualen Rentenerhöhung profitieren im wesentlichen Rentner mit einer hohen Rente.

Darüber hinaus bin ich sehr dankbar für die Leistungen der heute älteren Generation unter zum Teil harten Bedingungen. Auch heute ist das Leben jedoch nicht ganz einfach: Inzwischen sind die Lohnnebenkosten deutlich angestiegen (Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Krankversicherung...), die Reallohnsteigerungen immer weiter gesunken, die Mehrwertsteuer wurde deutlich erhöht - nicht zuletzt wegen des Staatszuschusses an die Rentenkassen in Höhe von mittlerweile 78 Mrd. Euro und Zinsen von über 40 Mrd. Euro (die in der Vergangenheit angehäufte Staatsverschuldung beträgt 1.501 Mrd. Euro). Deutlich wird dies beim Armutsriksio: Es ist bei Kindern deutlich gestiegen - das Armutsrisiko bei Rentnern gefallen. Statistisch ist es fünfmal wahrscheinlicher, auf ein armes Kind zu treffen, als einem armen Rentner zu begegnen.

Zu den Pensionen: Die Anhebung der Pensionen ist ebenfalls falsch - keine Frage, die Netto-Bezüge der Pensionäre haben sich in den letzten Jahren deutlich von den Netto-Renten abgekoppelt, weshalb ich diese Erhöhung nicht billigen und nicht mittragen will. Nun zu mir: Ich habe bisher keine Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt, das ist richtig, wenn es nach mir ginge, wäre dies jedoch anders. Ich bin dafür, dass Politikerinnen und Politiker genauso wie Beamte und Selbstständige in die solidarische Rentenversicherung einbezogen werden.

Herzliche Grüße,
Anna Lührmann

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