Sie planen eine Erhöhung des Mindestlohns, werden die Renten dementsprechend auch angepasst, oder bleiben die Rentner auf der Strecke?

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Frage von Thomas G. •

Sie planen eine Erhöhung des Mindestlohns, werden die Renten dementsprechend auch angepasst, oder bleiben die Rentner auf der Strecke?

Ich finde es gut wenn Sie den Mindestlohn anheben möchten, jedoch sollten Sie auch bedenken, dass dementsprechend die Arbeitgeber nachziehen werden müssen und die Verbraucherpreise erhöhen werden. Dementsprechend wird die Inflation steigen, angesparte Gelder werden noch weiter an Wert verlieren und ob alle Menschen, wie Rentner und Hartz IV Bezieher berücksichtigt werden bei den Lohnerhöhungen ist fraglich.

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Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Sorge, dass eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns die Renten- und Grundsicherungsleistungen abwertet, können wir entkräften. Zum einen werden die Renten- und Grundsicherungsleistungen jedes Jahr an die Lohn- und Inflationsentwicklung im Vorjahr angepasst. Zum anderen sind die Auswirkungen von Lohnerhöhungen auf die Produktpreise oft nicht so stark. Ein wesentlicher Grund ist, dass Preise nicht ausschließlich von den Personalkosten bestimmt werden. Personalkosten spielen gerade in der Produktion in der Regel eine eher untergeordnete Rolle. Daher führt selbst eine substanzielle Lohnerhöhung - wenn überhaupt - nur zu moderaten Preiserhöhungen. Hinzu kommt, dass der Mindestlohn eben nur ein Mindestlohn ist. Alle darüber liegenden Löhne sind nicht direkt betroffen, was die Auswirkungen noch einmal reduziert. Weiterhin sind Preise nicht nur Ausdruck der Kosten, sondern auch das Ergebnis von Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Sofern die Konkurrenz am Markt es nicht zulässt, dass z.B. Amazon die Preise für seine Lieferungen genau um die Mehrkosten durch einen höheren Mindestlohn erhöht, geht eine Lohnerhöhung zu Lasten der Profite des Unternehmens.

Alles in allem, wird eine Mindestlohnerhöhung auf 12€ nach unserer Einschätzung keine massive Auswirkung auf Preise haben. Dafür wird er bis zu 10 Mio. Niedriglohnbeziehende (wovon ein Großteil Frauen sind) finanziell in die Lage versetzen, ohne Gang zum Sozialamt würdevoll leben und arbeiten zu können. Sie werden besser für Krisen abgesichert und können etwas mehr fürs Alter vorsorgen. Das muss es uns wert sein.

Darüber hinaus sehen wir sehr grundlegenden Reformbedarf bei der gesetzlichen Rente. Diese wollen wir mit einer Reihe von Maßnahmen auf dem aktuellen Niveau langfristig sichern. Um Altersarmut wirkungsvoll zu bekämpfen, wollen wir die Grundrente zu einer Garantierente mit niedrigeren Zugangshürden weiterentwickeln. Die Grundsicherung wollen wir zu einer Garantiesicherung fortentwickeln, die anders als heute verlässlich vor Armut schützt. Näheres können Sie unserem Fraktionsbeschluss entnehmen. https://www.gruene-bundestag.de/themen/rente/die-gruene-garantierente

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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