Sehr geehrte Frau Fäscher, wie ist Ihre persönliche Meinung zu gendergerechter Sprache?

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Ariane Fäscher
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Frage von Alina M. •

Sehr geehrte Frau Fäscher, wie ist Ihre persönliche Meinung zu gendergerechter Sprache?

Sehr geehrte Frau Fäscher,

ich möchte Sie gerne frage, wie Ihre Haltung zur gendergerechten Sprache ist. Denken Sie, es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung, da sich hiermit auch Menschen angesprochen fühlen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, oder empfinden Sie die Debatte darum eher irrelevant bzw. deplatziert? Nutzen Sie eventuell selbst gendersensible Sprache in Form von Sternchen, Unterstrichen, Doppelpunkt oder lehnen Sie diese ab?
Über Ihre ausführliche Antwort bin ich sehr gespannt !

Mit freundlichen Grüßen

Alina. M.

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Sehr geehrte Frau M.,

wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Frauen und andere nicht-männliche Menschen bei der Verwendung des generischen Maskulinums von den Menschen NICHT MITGEDACHT werden und somit nicht gemeint sind, auch wenn die Genderkritiker das so sehen möchten. Sprache prägt Bewusstsein. Das generische Maskulinum ist insofern Ausdruck unserer Welt, die sehr lange vorwiegend geschlechtergetrennt und darin wertend gedacht war. Ich befürworte inhaltlich das Gendern und mache es auch meist, zumindest in der Schriftsprache. In der sprachlichen Ästhetik stört es mich gleichwohl. Vielleicht ist es eine Frage der Gewöhnung. Unsere Welt wird bunter, auch sprachlich z.B. mit vielen Anglizismen und Lehnwörtern. Sprache war zu allen Zeiten veränderlich, sie hat sich lebendig weiterentwickelt als Ausdruck der Gesellschaft. In der Kontroverse geht es jedoch meines Erachtens gar nicht wirklich um die Sprache, sondern um das Aufgeben tief verankerter gesellschaftlicher Muster und der damit verbundenen Weltbilder; das löst wie jede Veränderung erst einmal Widerstand bei manchen Menschen aus, weil es verunsichert.

Mit freundlichen Grüßen

Ariane Fäscher 

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