Frage an Arno Rademacher von Tore G. bezüglich Kultur
Moin Herr Rademacher,
aus welchem Grund haben Sie hauptsächlich Ihre Partei gegründet?
Wieviele Friesen gibt es überhaupt?
Wie hoch ist der %-Anteil in Niedersachsen?
Wie hoch schätzen Sie den Nichtwähleranteil ein?
Als Butenfrees, der inzwischen Nichtwähler geworden ist, neige ich nämlich nun doch dazu, wieder meine Kreuze zu machen.
Ich glaube, gerade weil Ihnen die "Großen" die 5% Hürde `reindrücken wollen werden Ihnen viele Nichtwähler ihre Stimme geben.
Moin Herr Gerken,
das sind eine Menge Fragen auf einmal!
Zu 1.: Gründe für die Gründung:
Wir haben die Partei Die Friesen gegründet, will wir mit der Vertretung durch die etablierten Parteien schon lange nicht mehr zufrieden sind und unsere Region vernachlässigt sehen. Das beginnt bei unserer Kultur und Geschichte, die z.B. in den Schulen überhaupt nicht stattfinden, obwohl eine entsprechende Verpflichtung durch das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten vorliegt. Außerdem haben die etablierten Parteien nicht kommuniziert, dass es bei der EU für die Minderheit der Ostfriesen einen "Fördertopf" mit einem Volumen von 30 Millionen Euro pro Jahr (!) gibt; die Folge ist, dass dort seit 1998 nichts abgerufen wurde. Der Schaden für die Region liegt mittlerweile bei 325,2 Millionen Euro! Die Beschäftigungsquote im Industrie- und Handelskammerbezirk Ostfriesland und Papenburg liegt um 10,6% unter dem Landesdurchschnitt; bei der Altersgruppe der über 50-jährigen sogar um 19,5%!
Beim Landesraumordnungsprogramm wurde Ostfriesland als "Ländliche Region" eingestuft, was zur Folge hat, dass Entwicklungsmöglichkeiten nur noch in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus gefördert werden. Aber diese Wirtschaftszweige sind entweder Ein-Mann- oder Familienbetriebe oder gehören dem Niedriglohn-Sektor an. Das führt zu einer verschärften Perspektivlosigkeit unserer Jugend und dem Zwang, auf der Suche nach Arbeit Ostfriesland zu verlassen.
"Der Küstenschutz ist sicher!" wird von den etablierten Parteien gerne proklamiert. Dabei wird aber verschwiegen, dass von der ersten Planung einer Küstenschutzmaßnahme bis zum heutigen Fertigungsstand viele Jahre ins Land gingen. Zum Zeitpunkt der Planung war aber über den Klimawandel noch nichts oder nur sehr wenig bekannt. Deshalb sind wir der Ansicht, dass der heutige Küstenschutz für die kommenden Anforderungen nicht ausreichend ist! Bereits der Sturm Kyrill hätte, wenn die Windrichtung nur geringfügig ungünstiger gewesen wäre, verheerende Folgen für die ostfriesische Halbinsel und die vorgelagerten Inseln gehabt! Und so weiter, und so weiter. Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen, stärker als bisher an den Entscheidungen mitzuwirken und unsere Rechte in Hannover einzufordern (Mit uns für uns, statt ohne uns über uns!). Die anderen können es nicht oder wollen es nicht!
Zu 2.: Wie viele Friesen gibt es?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, weil es keine Erhebungen über Ethnizitäten gibt. Im angestammten Gebiet der Friesen (Ostfriesland, Oldenburger Friesland, Butjadingen, Rüstringen, Saterland und Land Wursten) leben etwa 722.000 Einwohner. Wenn man davon ausgeht, dass sich etwa zwei Drittel der dort lebenden Menschen als Friese fühlen, dann kommen wir auf rund 480.000 Friesen. Völlig unbekannt dagegen ist die Zahl der Butenfresen, also der außerhalb des Kerngebietes lebenden Friesen, die es aus beruflichen oder familiären Gründen in die Ferne getrieben hat. Wir gehen deshalb von rund 550.000 Friesen im Land Niedersachsen aus.
Zu 3.: Anteil der Friesen an der Gesamtbevölkerung in Niedersachsen
Auf Grundlage der eben genannten Zahl beträgt der Anteil der Friesen an der Gesamtbevölkerung Niedersachsens (etwa 8 Mio. Menschen) rund 6,9%. Um die Volksgruppe der Friesen angemessen im Niedersächsischen Landtag zu vertreten, müssten Die Friesen also mit 9 Sitzen im Landtag vertreten sein (6,9% von 135 Sitzen = 9,3 Sitze). Aus diesem Grund haben sich Die Friesen bei der Zusammenstellung der Landesliste auf 9 Bewerber/innen beschränkt.
Zu 4.: Nichtwähleranteil
Bei der Landtagswahl 2003 gab es in Niedersachsen eine Wahlbeteiligung von rund 67%. Für die Vorjahre liegen mir leider keine gesicherten Zahlen vor. Aber für die Landtagswahl 2008 befürchtet man einen Rückgang der Wahlbeteiligung auf nur 56%! Darum ruft auch der Landeswahlleiter verstärkt auf, dieses Jahr zur Wahl zu gehen. Man muß sich das mal bildlich vorstellen: die etablierten Parteien haben es mit ihrer Politik am Bürger vorbei in nur 5 Jahren geschafft, 11% der Wahlberechtigten so anzuwidern, dass sie nicht mehr bereit sind, diese Politiker durch Stimmenabgabe zu legitimieren! Wenn also die Prognose stimmt, gibt es 2008 einen Nichtwähleranteil von rund 44%!
Wir freuen uns sehr über jede Stimme; besonders, wenn es uns gelingt, Nichtwählern eine Alternative zu bieten (und sei es nur aus Protest). Einen positiven Nebeneffekt kann eine solche Protestwahl zu Gunsten der Partei Die Friesen nämlich auch noch haben: weil wir uns auf 9 Bewerber/innen für die Landesliste beschränkt haben, um unsere Volksgruppe dem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend zu repräsentieren, würden bei einem Ergebnis oberhalb von 7% für Die Friesen Sitze im Parlament freibleiben! Damit könnten die Nichtwähler endlich auch zu ihrem Recht kommen, ein Votum abzugeben, das seinen Niederschlag in der Zusammensetzung des neuen Landtages findet!
Mit freundlich-friesischen Grüßen,
Arno Rademacher