Passen sich Viren weiter an nicht angepasste Impfstoffe an? Wirken Impfstoffe weniger und kürzer, je öfter geimpft wird? Sollte nicht bei allen Anträgen für eine Impfpflicht mit nein gestimmt werden?

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Bernhard Daldrup
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Frage von Reinhard G. •

Passen sich Viren weiter an nicht angepasste Impfstoffe an? Wirken Impfstoffe weniger und kürzer, je öfter geimpft wird? Sollte nicht bei allen Anträgen für eine Impfpflicht mit nein gestimmt werden?

Sehr geehrter Herr Daldrup,

halten Sie es für möglich, das eine Impfquote von 100% eine Ausbreitung von Corona-Viren nicht verhindern kann? Wenn neue Impfstoffe entwickelt werden – gibt es dann auch neue Risiken? Finden Sie Ängste verständlich, dass, wie bei einem Polio-Impfstoff, Risiken erst spät erkannt werden? https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/krebsrisiko-polio-impfstoff-ueber-jahrzehnte-verseucht-a-307721.html

Kann „Herdenimmunität“ entstehen, wenn sich Menschen mit einer leichteren Virusvariante natürlich immunisieren? Wären wir dadurch für den Herbst besser gerüstet?

Könnte, statt einer Impfpflicht, bei uns das Personal in den Krankenhäusern aufgestockt werden?

Ist nicht mehr Akzeptanz für die persönliche Entscheidung von nicht geimpften Bürgern angebracht? Führt das nicht zu mehr sozialem Frieden? Das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, wurden als Antwort auf die NS-Diktatur in das Grundgesetz aufgenommen. Sollten wir das Prinzip nicht hochhalten?

MfG

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Sehr geehrter Herr G.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Fragen. Ich antworte Ihnen gern.

Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, hat der Deutsche Bundestag gegen eine Einführung der Impfpflicht gestimmt. Ich habe den Antrag für eine zeitlich begrenzte Impfpflicht ab 60 Jahren unterstützt. Auch wenn die meisten Abgeordneten im Bundestag für diesen Kompromiss waren, hat er leider keine Mehrheit erreicht. Ich sehe dies als eine vertane Chance, dauerhaft zur Normalität und zur Freiheit zurückzukehren, aber das Ergebnis der demokratischen Abstimmung ist selbstverständlich zu akzeptieren.

In den zwei Jahren Pandemie haben wir die Erfahrung gemacht, dass neue Infektionswellen und Virusvarianten das Gesundheitssystem in Deutschland zu überlasten drohen. Eine Impfpflicht wäre hier in meinen Augen der sicherste Weg, um schwere Verläufe zu minimieren und unser Gesundheitssystem zu schützen. Da die Sicherheit der Inhaltsstoffe der zugelassenen Covid-19 Impfstoffe durch die EU-Kommission geprüft wurde und diese stets in Hinsicht auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit weiter überwacht werden, ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit nur sehr gering. Es wäre aus meiner Sicht gerechtfertigt gewesen, Solidarität gegenüber den vulnerablen Gruppen und denjenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, zu leben und einzufordern.

Jetzt gilt es umso mehr, alles dafür zu tun, die Menschen durch niedrigschwellige Beratungsmöglichkeiten vom Impfen zu überzeugen und uns auf neue und ggf. gefährlichere Varianten von SARS-CoV-2 vorzubereiten. Eine hohe Impfquote in der Bevölkerung würde dazu beitragen, künftig anderweitige Eingriffe in Grundrechte weitestgehend zu vermeiden wie das Recht auf schulische Bildung, die freie Berufsausübung, die freie Ausübung von Kunst und Kultur, die Versammlungsfreiheit, die Freiheit der Religionsausübung, bzw. die allgemeine Handlungsfreiheit.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Daldrup

 

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