Frage an Bodo Ramelow bezüglich Innere Sicherheit

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Bodo Ramelow
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Frage von Bernhard L. •

Frage an Bodo Ramelow von Bernhard L. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Ramelow,

wie schätzen Sie den moralischen Anspruch des Herrn Althaus bezüglich seiner Verurteilung im Unfallprozess ein, trotzdem als Ministerpräsident von Thüringen zu kanditieren und wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf das Meinungsbild des Wahlvolkes gegenüber der Politik aus.

Mit freunlichen Grüßen
B. Lips

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Sehr geehrter Herr Lips,

vielen Dank für Ihre Frage, die meiner Meinung nach einen sehr wichtigen
Punkt anspricht, nämlich die Frage nach der Bedeutung moralischer Standards
in der Politik.

Nach Althaus´ Unfall und seinem Prozess in Österreich habe ich verschiedentlich erklärt, dass nur er selbst sein Gewissen befragen kann. Er muss für sich einschätzen, ob er nach den tragischen Ereignissen weiterhin Ministerpräsident bleiben kann oder nicht, ob er dazu noch die nötige moralische Integrität besitzt. Seine Entscheidung weiterzumachen, habe ich dann akzeptiert, allerdings zugleich von ihm gefordert, keinen Wahlkampf damit zu machen.

Jetzt ist aber genau der Fall eingetreten, vor dem ich im Vorfeld des Wahlkampfes gewarnt habe. Um seine Popularitätswerte zu erhöhen, betreibt Althaus eine breit angelegte Kampagne mit dem tragischen Tod der durch ihn ums Leben gekommenen Frau. Er stilisiert sich als ein geläuterter und von seiner Frau intensiver denn je geliebter Mann – eine Story über die erfolgreiche Verarbeitung eines harten Schicksalsschlags.

Solche Wahlkampfmethoden sind einer sachlichen Auseinandersetzung nicht förderlich. Anstatt den Wahlkampf zu nutzen, um den Wähler über Positionen und Standpunkte aufzuklären und so eine kritische Urteilsfindung in Gang zu setzen, wird er mit Privatgeschichten für dumm verkauft.

Auch sollte mit dem Andenken von Frau Christandl, der bei dem Skiunfall Getöteten, angemessener umgegangen werden.

Der Stern spricht in diesem Zusammenhang von einem „Christlichen Wahlkampf mit einer Toten“ und schreibt: „„...schmutziger als Althaus den Wahlkampf führt, kann man ihn nicht führen.“

http://www.stern.de/blog/82_wahlfisch/archive/2766_christlicher_wahlkampf_mit_einer_toten.html

Mit freundlichen Grüßen,

Bodo Ramelow

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