Frage an Bodo Ramelow bezüglich Umwelt

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Bodo Ramelow
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Frage von Ralf L. •

Frage an Bodo Ramelow von Ralf L. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Ramelow,

wenn über Umweltschutz geredet wird, dann geht es meistens um die Senkung von Energieverbräuchen von Häusern und Autos, der Förderung alternativer Energien und der damit verbundenen Senkung der Treibhausgase. Ich halte dies für sehr wichtig und bin damit auch mit der aktuellen Politik eins. Natürlich müssen auch wir Bürger einiges dafür tun und die permanente Politikerschelte hilft uns da auch nicht weiter. Der Grund für die Verdrossenheit der Bürger ist wohl aber der permanente Lobbyismus, wie bspw. der für Banken und Autoindustrie. (Aber dies nur nebenbei). Umweltschutz geht alle an.
Nun zu meiner Frage. Wenn ich meinen Wochenendeinkauf mache, achte ich gerade bei den Produkten, die täglich benötigt werden, auf die regionale Herkunft. Dies ist schon unter Umweltgesichtspunkten sehr wichtig, da damit enorme Mengen Diesel gespart werden können. So habe ich bspw. überhaupt kein Verständnis dafür, dass es bspw. bei einer Einkaufskette in Weimar und Umgebung vorrangig Eier aus den Niederlanden gehandelt werden. Die haben m.E. eine scheußliche CO2-Bilanz. In Hottelstedt (Weimar Land) oder Greußen sind Eierhöfe, die eventuell ihre Produkte nach den Niederlanden fahren müssen, um sie loszuwerden.
Frage: Was machen Sie in der Linken-Fraktion konkret dafür, dass der Handel regionale Produkte vermarkten muss, um damit den CO2-Ausstoß der gehandelten Waren zu senken? Jeder Bürger soll selbst entscheiden können, was er kauft-daran soll sich nichts ändern, obwohl ich kein Verständnis habe, dass französisches Mineralwasser in Thüringen überhaupt im Wettbewerb bestehen kann. Für die ostdeutschen Länder hätte das ganze dann auch noch einen sehr positiven Nebeneffekt. Es würde wirtschaftlich enorm aufwärts gehen und alle Bürger der Bundesrepublik bräuchten endlich keinen Solidaritätszuschlag mehr bezahlen.

mit freundlichen Grüßen

Ralf Lucas

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Lucas,

vielen Dank für ihre Frage, die ich gern gemeinsam mit der verbraucherpolitischen Sprecherin der Linken im Bundestag Frau Karin Binder beantworten möchte.

Das Thema „regionale Produkte“ beinhaltet für die Linke verschiedene Aspekte:

Zum einen weisen Produkte aus der Region in den meisten Fällen eine bessere CO2-Bilanz auf als Produkte, die einen weiten Transportweg hinter sich haben. Gerade bei Obst, Gemüse u.ä. ist aber auch die Frage der Saisonalität wichtig, da die Lagerung viel Energie verbraucht und sich negativ auf die CO2-Bilanz auswirkt.

Zum anderen stärken regionale Produkte die örtliche Wirtschaft und regionale Wertschöpfungsketten.

Durch die räumliche Nähe kann darüber hinaus eine bessere Bindung zwischen Konsument_innen und Produzent_innen enstehen. So lässt sich ein Vertrauensverhältnis wiederherstellen, das wegen verschiedener Lebensmittelskandale in der Vergangenheit stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Regionale Produkte können zudem kulturelle Bedeutung besitzen, wenn sie beispielsweise zum Erhalt regionalspezifischer Sorten oder Herstellungsweisen beitragen.

Aufgrund all dieser Aspekte macht sich die Linke auf unterschiedlichen Ebenen für regionale Produkte stark. Besondere Relevanz besitzt das Thema in unserer Umwelt-, Agrar- und Verbraucherpolitik.

Verbraucherpolitisch verfolgen wir dabei einen Ansatz von Unten nach Oben. Das heißt, die Linke setzt nicht beim Handel, sondern den Verbraucher_innen an, um deren Macht zu stärken. Wenn es um regionale Produkte geht, heißt das konkret:

Wir fordern eine bessere Kennzeichnung der Herkunft von Produkten, damit die Bürger_innen echte Wahlfreiheit haben. Denn derzeit lässt sich trotz intensivem und zeitaufwendigem Studium des Kleingedruckten auf der Verpackung oft nicht erkennen, woher ein Produkt tatsächlich stammt.

Und wir setzen auf mehr Verbraucherinformation und -aufklärung: Wenn den Verbraucher_innen bewusst ist, welche Auswirkungen die Herkunft von Produkten hat, können sie auch Konsequenzen für ihr alltägliches Handeln ziehen. Und wenn viele Bürger_innen ihr Konsumverhalten ändern, hat dies zwangsläufig Folgen für den Handel. Dass das funktioniert, hat nicht zuletzt der Bio-Boom der letzten Jahre gezeigt.

Viele Grüße
Karin Binder und Bodo Ramelow

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