Frage an Carla Kniestedt bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Foto Carla Kniestedt
Carla Kniestedt
Bündnis 90/Die Grünen
67 %
/ 6 Fragen beantwortet
Frage von Thomas D. •

Frage an Carla Kniestedt von Thomas D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Frau Kniestedt,

diverse hohe Bundespolitiker der Grünen haben sich in der letzten Zeit mit ,aus meiner Sicht, grenzüberschreitenden Äußerungen zum Thema Gesundheitsfürsorge der Bürger hervorgetan.
Wenn alle die es möchten sich gegen Covid-19 impfen konnten, warum ist dann nicht für die Grünen Schluß mit der pandemischen Lage nationaler Tragweite ?
die anderen scheinen dann ja kein Problem mit einer evt. Erkrankung zu haben, es ist dann eine individuelle Risikoabwägung - wie so oft im Leben.
und alle Geimpften sind ,so wurde es uns ja erzählt, zu 95% geschützt vor schwersten Verläufen.
Ich würde gerne erklärt bekommen, wie die Grünen zu diesem Risiko ( das sich Leben nennt ) stehen und ob sie es in absehbarer Zeit dem Bürger wieder erlauben möchten dieses Leben selbstbestimmt zu leben?

Beste Grüsse
Thomas Doormann

Foto Carla Kniestedt
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Doormann,
die Frage, die Sie stellen, beschäftigt mich und viele andere seit dem Tag, an dem die bewußte pandemische Lage festgestellt wurde. Niemand möchte so etwas, würde ich unterstellen. Wenn Sie sich die Lage weltweit anschauen, ist das Thema aber noch längst nicht wirklich vom Tisch.
Und ja, inzwischen können sich alle, die es möchten, impfen lassen. Jedenfalls die Erwachsenen. Nur, und das ist Ihnen ja sicherlich auch bekannt, viele tun es nicht. Darunter sind Menschen, die sich tatsächlich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen dürfen. Und natürlich Kinder. Es gibt aber viele Menschen, Erwachsene, die sich nicht – vielleicht ja noch nicht – impfen lassen. Und so gesehen kommen wir momentan nur in winzigen Schritten einer ausreichend großen Zahl von Geimpften näher. Natürlich ist das gesamte Leben ein einziges Risiko. Es gibt nur ein Problem bei dieser Krankheit, wie bei allen Infektionskrankheiten, die ja nicht nur ich allein bekomme, sondern die ich an andere unwissentlich weiter geben kann: ich bin mit dafür verantwortlich, dass Kinder nicht wieder ins homeschooling müssen. Ich bin mit dafür verantwortlich, dass die offenbar mit einer extrem viel höheren Viruslast behaftetet Delta-Variante nicht wieder in Altenheime oder in Krankenhäuser eingetragen wird. Deshalb habe ich mich impfen lassen. Ich bin mit dafür verantwortlich, dass Kultur wieder öffnen darf, kleine Unternehmen nicht in neue Schwierigkeiten kommen. All das hat für mich viel mit Selbstbestimmung zu tun, die ich jedem anderen Menschen auch genau so zugestehe. Und natürlich MUSS es darum gehen, die Einschränkungen, von denen wir doch alle genug haben, so schnell es irgend geht, komplett aufzuheben. Das aber setzt nach meiner Auffassung besagte Eigenverantwortlichkeit voraus, die viel mit der Entscheidung FÜR das Impfen zu tun hat.
Um es kurz zu machen: Wenn die, die das Impfangebot nicht annehmen ausschließlich eine ganz persönliche und nur sie allein betreffende Entscheidung dagegen treffen würden, wäre das völlig in Ordnung. Nur ist es ja nicht ganz so. Jede Entscheidung, die wir persönlich in dieser Angelegenheit treffen, betrifft eben auch die anderen Menschen, denen wir begegnen.
Ich hoffe, Sie nehmen mir ab, dass ich täglich über dieses Thema nachdenke, keine endgültigen Antworten habe, aber deutlich dafür bin, sich und andere zu schützen. Damit wir alle alle Freiheiten leben können.

Was möchten Sie wissen von:
Foto Carla Kniestedt
Carla Kniestedt
Bündnis 90/Die Grünen