Frage an Carsten Sieling bezüglich Finanzen

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Carsten Sieling
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Frage von Volker U. •

Frage an Carsten Sieling von Volker U. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Sieling,

Als Berichterstatter der AG Finanzen beziffern Sie die Vermögensschäden der Anleger durch
Vermittler auf zweistellige Milliardenbeträge pro Jahr.(d.h. die Bandbreite beträgt 10-99,9 Mrd).
Gleichzeitig kritisierten Sie vehement in der Anhörung des Finanzauschussen am 6.7.2011 die vage Kostenangaben für die Bafin-Registrierung von 12000-60000,-- Euro pro Vermittler. Wäre dann auch nicht massive Kritik an Ihrer o.g. mehr als schwammigen Schadensbezifferung in der Drucksache 17/2136 angebracht? Im Übrigen sollten Sie bevor Sie mit o.g. Horrorzahlen jonglieren sich die aktuelle Schadensstatistik des BKA-Bundeslageberichtes ansehen wonach dort der tatsächliche Schaden für 2009 mit 418 Mio beziffert wird, also mit 0,4 Mrd ein "kleiner" Unterschied zu Ihren maximal möglichen 99,9 Mrd. Wie erklären Sie sich diese Differenzen?

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Sehr geehrter Herr Ultes,

wie ich bereits versucht habe, Ihnen mehrmals schriftlich darzulegen, liegt hier meines Erachtens ein Missverständnis vor: Die Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA) aus dem Jahr 2009 zur erfassten Schadenssumme  im Bereich der Kapitalanlagen in Höhe von 418 Millionen Euro sind mir bekannt. Dennoch gehen Experten und auch die Bundesregierung von einer weitaus höheren Schadenssumme im zweistelligen Milliardenbereich aus, die sich nach Schätzungen zwischen 20 und 30 Milliarden Euro im Jahr bewegen dürfte. Diese Ihnen unerklärliche Differenz hat aber einen ebenso einfachen wie einleuchtenden Grund: Nicht jedem Schaden liegt auch ein Betrug zugrunde. Es macht für die Anlegerinnen und Anleger nämlich überhaupt keinen Unterschied, ob der freie Berater in betrügerischer Absicht handelt oder dem Anleger allein durch eine schlechte Anlageberatung bzw. durch ein für ihn ungeeignetes oder grundsätzlich unseriöses Produkt Verluste entstehen. Denn ein finanzieller Schaden entsteht ihm schon dann, wenn Kapitalanlagen vorzeitig gekündigt, überhöhte Provisionen kassiert oder insbesondere zu niedrige oder im Vergleich z.B. zur Festgeldanlage niedrigere Zinsen gezahlt werden. Nicht erfasst werden in der Statistik des BKA zudem auch Fälle der Insolvenz geschlossener Fonds. Allein die Insolvenz der Göttinger Gruppe führte zum Beispiel zu einer Schadenssumme von ca. zwei Milliarden Euro. Bei derzeit ca. 18.000 (bekannten!) Fällen von Betrug und Untreue im Zusammenhang mit Beteiligungen und Kapitalanlagen und ca. 20.000 anhängigen Klagen gegen freie Berater muss es unsere gemeinsamer Wille sein, den Grauen Kapitalmarkt endlich ans Licht zu holen. Dafür kämpfe ich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Carsten Sieling, MdB