Hallo, Herr Lindner,

Ich gebe zu, ich bin mit meinem Anlass etwas spät, aber ich wollte eine Gelegenheit nutzen, Ihnen möglichst persönlich auszusprechen, wie sehr mich "Eine republikanische Offensive" begeistert hat - nicht zuletzt das Kernzitat, was jedes religiös-fundierende Argument aus den Angeln hebt: "Tatsächlich reichen die Wurzeln unserer Verfassungsidee bis zurück nach Athen und Rom, ihre Prinzipien wurden in der Aufklärung freigelegt und seit der Französischen Revolution erkämpft - oft genug gegen den Widerstand der Kirchen." <- großartig!

Im Allgemeinen kann ich mich mit der FDP nicht gut arrangieren, weil ich viel zu wenig gesellschaftlich liberale Punkte wahrnehme: etwa die Ergänzung des GG §3 um "sexuelle Identität" im Rahmen des "Flotten Dreiers" (CSD-Thema 2010) von der FDP sogar abgelehnt zu finden? Ich bin entsetzt! Dass das deutsche Recht in dem Fall nicht dem schwedischen Vorbild, etwa aus Ehe "verschiedengeschlechtlich" einfach zu streichen, folgt, empfinde ich als prähistorisch.

Mein Frage ist also ziemlich ergebnisoffen:
Wie sehr darf ich darauf hoffen, dass momentan so wenig öffentliche Themen liberaler Natur wie weltanschauliche Neutralität des Staates, ein klares Kontra zur Vorratsdatenspeicherung (inklusive Protestieren gegen allein die Formfehler auf EU-Ebene) und auch Fragen sexueller Identität durch die FDP und Sie persönlich medial "lautstark" diskutiert und handfest bearbeitet werden? Ich vertraue da auf viel Einfluss der Politik auf den gesellschaftlichen Fokus.

Insbesondere eine wesentlich gesellschafts- statt wirtschaftsorientierte Diskussion mithilfe der FDP und Ihrer persönlichen Arbeit - speziell im Rahmen der Grundsatzarbeit - könnte meines Erachtens den Begriff "liberal" drastisch zu seiner wortgetreuen Bedeutung von allgemeiner Freiheit zurück-erweitern. Das mag kein Kurzfrist-Ziel sein, aber gehört es zu Ihren langfristigen Zielen bis etwa zu einer übernächsten Bundestagswahl?

Beste Grüße,
Vielen Dank,
Marc Lange