Frage an Christian Prachar bezüglich Soziale Sicherung

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Christian Prachar
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Frage von Uwe R. •

Frage an Christian Prachar von Uwe R. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Dr. Prachar,

Gerechtigkeit steht im 16 Punkte umfassenden Programm der Partei DIE PARTEI an erster Stelle.
Aber wie passt da der von Ihrer Partei geforderte jährliche Zwangsabstieg des HSV hinein?
Der HSV kann ja nichts dafür, dass der FC Bayern München trotz Milliarden-Investitionen es nicht geschafft hat, immer erstklassig gewesen zu sein. Was ist daran ungerecht, dass der HSV eben dies vollbracht hat? Wie und wem brächte der jährliche Zwangsabstieg des HSV mehr Gerechtigkeit?
Der Zwangsabstieg des HSV brächte doch im Gegenteil selber die Ungerechtigkeit in die Tabelle, denn es entstünde eine innerstädtische Unwucht, die der lächerliche FC St. Pauli (hat noch nie etwas gewonnen) selbstverständlich nicht ausgleichen könnte. Denken Sie da also an Altona 93 oder Bergedorf 85 als Ausgleich für den HSV? Oder hat Ihre Partei eine ganz andere Kompensation parat?
Wer absteigt, muss ja irgendwo hin. In Ihrem Programm heißt es dazu lapidar, dass der HSV "wohin auch immer" absteigen solle.
Sehen Sie in dieser Aussage nicht auch einen Grund für Politikverdrossenheit im Wahlvolk, wenn sich Ihre Partei vor den Folgen der eigenen Forderungen weg duckt und keine konkreten Ziele eines Zwangsabstiegs aufzeigt?

Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Mit sportlichen Grüßen
U. R.

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Antwort von
Die PARTEI

Sehr geehrter Herr Reinecke,

vielen Dank für Ihre Frage. Da der Sport, insbesondere der Fußball, mir persönlich ganz besonders am Herzen liegt, habe ich mich über diese sehr gefreut. Ihre kritischen Worten zu unserem Programm und zugleich zum FC St. Pauli lassen mich vermuten, dass Sie selbst HSV-Fan sind!? Tut mir sehr leid, ist aber nicht weiter schlimm. Auch in meiner Familie gibt es einige HSV-Dauerkartenbesitzer - aber auch die haben ihr Leben ansonsten im Griff.

Korrekt ist Ihre Feststellung, der FC St. Pauli habe noch nie einen nennenswerten Titel gewonnen. Was wiederum zeigt, dass man auch als „kleiner Club ohne Titelgewinn“ viele Sympathien ernten kann. Ein Ziel, an dem der HSV seit nunmehr knapp dreißig Jahren eifrig arbeitet (nur das mit den Sympathien wird von Jahr zu Jahr schlechter). Insofern werden sich die beiden Vereine irgendwie immer ähnlicher…

Hinsichtlich des Themas Gerechtigkeit in Hinblick auf den von uns geforderten jährlichen Zwangsabstieg des HSV kann ich sagen, dass Basis für diese Forderung die Abstiegsrelegation der Saison 2014/15 war. Was auch immer mit dem damaligen Schiedsrichter nicht gestimmt hat; der Freistoßpfiff in der Nachspielzeit gegen den in allen Belangen besseren Karlsruher SC (und das sage ich als überzeugter Hannover 96-Anhänger und nachweislich nicht besonders großer Baden-Württemberg-Fan) und das daraus resultierende Tor für den HSV, welches letztlich zur Verlängerung, dann zum Klassenerhalt und später zu einer beispiellosen Serie beschämender Spielzeiten des HSV in der ersten Liga führte, sehe ich als Legitimation für die Forderung, den HSV dorthin zu schicken, wo er hingehört. Und das ist eben das besagte „wohin auch immer“ – einzig die erste Fußball-Bundesliga ist es leider nicht.

Um aber konkreter auf Ihre Frage einzugehen und diesen Ort, an dem der HSV sich wiederfinden wird, näher einzugrenzen: Egal, was sportlich geschieht, der HSV sieht sich ja ohnehin seit Jahrzehnten auf Augenhöhe mit den großen Vereinen (z.B. dem FC Bayern, und nichts liegt mir ferner, als den Verein zu verteidigen, der einen verurteilten Steuerhinterzieher zum Präsidenten gemacht hat - aber erfolgreicher als der HSV sind die Jungs im Süden zweifellos).
Und kaum wird in Hamburg zweimal gewonnen, sprießen die Europapokal-Träume. Daher befindet sich der HSV meines Erachtens schon seit Jahren in seiner ganz eigenen Welt die mit der Realität nicht viel zu tun hat.
Insofern würde z.B. ein Abstieg in eine Zwischen-Liga, in der der HSV nur gegen sich selbst spielt, gar nicht weiter auffallen. Solange Papa Kühne (der Milliardär und Sugar Daddy, Anmerkung des Verfassers) hin und wieder das Portemonnaie für teure, aber unfähige Spieler aufmacht und man im Spiel gegen sich selbst immer irgendwie als Gewinner vom Platz geht, wäre der Vorstand seit langer und für lange Zeit endlich mal wieder glücklich. Die von Ihnen angesprochene „Lücke“ muss nicht zwingend durch einen Hamburger Verein gefüllt werden, wichtiger wäre, dass sie dann endlich mal wieder jemand ausfüllt, der wirtschaftlich professionell und sportlich erfolgreich arbeitet.

Um eine aus unserer Forderung entstehende Politikverdrossenheit mache ich mir übrigens auch weniger Sorgen; eher hat man das Gefühl bekommen, die Fußballfans in Deutschland erliegen einer Bundesliga-Verdrossenheit, wenn sie Spieltag für Spieltag mit einem Verein konfrontiert werden, der seit 2015 gar nicht mehr in der ersten Liga spielen dürfte. Dennoch wünsche ich Ihnen und dem HSV alles Gute – dann bleibt es nämlich auch in unserer Familie deutlich ruhiger.

Im Übrigen wurde der FC St. Pauli am 15.05.1910 gegründet. Der 15. Mai ist gleichzeitig der Geburtstag des PARTEI-Gründers Martin Sonneborn. Verzeihen Sie also, wenn unser sportliches Herz in Bezug auf die Hamburger Vereine ebenfalls eher links schlägt.

Sportliche Grüße von Dr. Christian Prachar