Frage an Christoph Matschie bezüglich Bildung und Erziehung

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Christoph Matschie
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Frage von Johannes K. •

Frage an Christoph Matschie von Johannes K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Matschie,

Ihre Partei strebt im Falle einer Regierungsbeteiligung bekanntlich eine Reform des Schulsystems an, d.h. die Auflösung des gegliederten Systems.
Mal abgesehen davon, dass ich als Schüler des Gymnasiums dieses Vorhaben schon aus bildungspolitischer Sicht ablehne, stellt sich mir die Frage der logistischen Lösung. Als Beispiel möchte ich die Lage in Eisenberg beschreiben: Dort haben wir eine Regelschule und ein Gymnasium. Die Regelschule hat eine sanierte Turnhalle, stellt ansonsten aber eher alte Bausubstanz dar. Das Gymnasium ist Mitte der 90er Jahre rundlegend renoviert und erweitert worden. Etwa 350 Schüler besuchen derzeit die Regelschule, während 600 das Gymnasium besuchen. Keines der beiden Schulgebäude bietet Platz für 950 Personen, auch Platz für weitere Anbauten ist nicht vorhanden.
Woher kommt das Gebäude, dass die etwa tausend Schüler und Lehrer fassen soll, wenn im Zuge ihrer geplanten Reform Regelschule und Gymnasium zusammengeführt werden?

Falls Ihre Antwort darauf sein sollte, einfach zwei kleine Schulen dieser gemeinsamen Schulform zu unterhalten, bei den Schülern auf äußerst wenig Gegenliebe stoßen wird. Denn dann müsste ja eigentlich die Hälfte der dann ehemaligen Gymnasiasten auf die dann ehemalige Regelschule gehen und umgekehrt.

Mit freundlichen Grüßen,
Kühn

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kühn,

lassen Sie mich eines vorweg schicken: Die notwendige Modernisierung des Schulsystems kann nicht von der Bausubstanz aus gedacht werden. Das wäre auch nicht zielführend. Die räumliche Frage gehört natürlich mit dazu, aber im Zentrum unsere Idee stehen die Schüler und deren Chancen im späteren Leben.

Die Thüringer SPD will die zu frühe Aufteilung der Schüler auf unterschiedliche Schularten beenden und längeres gemeinsames Lernen einführen. Der Erfolg der Thüringer Gemeinschaftsschule stellt sich natürlich nicht auf Knopfdruck ein. Es geht um einen Prozess, der auch Zeit in Anspruch nehmen wird. So ist die Thüringer Gemeinschaftsschule keine "von oben verordnete", sondern eine "gewollte" Schule. Sie kann nur funktionieren, wenn sie von Eltern und Schülern, von den Kommunen und der Öffentlichkeit gewünscht ist.

Für die räumliche Situation in Eisenberg ist der Schulträger - der Landkreis - verantwortlich. Hier gibt es aus meiner Sicht verschiedene Lösungsansätze. So wären bauliche Veränderungen denkbar. Und auch ein "Gebäudetausch" ist nicht abwegig. Warum denn nicht, wenn dadurch besseres Lernen ermöglicht wird? Natürlich darf sich dabei keine Verschlechterung ergeben.

Das dieser Weg auch erfolgreich gegangen werden kann, zeigt etwa Schleswig-Holstein. Dort sind beim Übergang vom dreigliedrigen zum zweigliedrigen Schulsystem inzwischen rund zwei Drittel aller Haupt- und Realschulen in Gemeinschaftsschulen bzw. Regionalschulen (entspricht unserer Regelschule) umgewandelt worden. Das Ergebnis: 94 Gemeinschaftsschulen und nur 55 Regionalschulen. Das zeigt mir auch, welche Potentiale unser Modell auch in Thüringen entfalten wird.

Mit freundlichen Grüßen
Christoph Matschie