Frage an Christoph Rabenstein bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Christoph Rabenstein
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Frage an Christoph Rabenstein von Hans-Jörg R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Rabenstein,

viele Betriebe beschäftigen immer mehr Leiharbeiter, dass Leiharbeit reguläre Beschäftigung ersetzt, ist da keine Ausnahme mehr. Tarifverträge werden so oft umgangen. In fast jedem 4. Betrieb werden zwar Stammbeschäftigte und Leiharbeiter für gleiche Tätigkeiten auch gleich bezahlt. Insgesamt liegt der Lohn der Zeitarbeiter jedoch durchschnittlich 29 Prozent unter dem von Stammbeschäftigten.
Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist die Ausweitung atypischer Beschäftigung kritisch. Denn wer längere Zeit wenig verdient, kommt oft ohne aufstockende Hilfe nicht mehr aus - spätestens im Alter. Hier muss also der Staat einspringen.
Als Folge greift unsichere Beschäftigung um sich. Doch die Zunahme von Arbeitsplätzen mit geringer Arbeitsplatzsicherheit, niedrigem Lohn, befristeten Verträgen und mangelndem Kündigungsschutz nimmt nicht nur immer mehr Erwerbstätigen aus dem Leiharbeiter-Sektor die Hoffnung auf eine planbare Perspektive. Sie verunsichert auch jene Arbeitnehmer, die noch ein unbefristetes Vertragsverhältnis, ordentliches Einkommen und Kündigungsschutz genießen. Auch die "normalen" Erwerbstätigen haben Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg. Denn sie erleben in ihrem Umfeld, dass sie durch Externe ersetzbar sind und rasch überflüssig werden können. Die Sorge wird noch verschärft, seit der Sozialstaat mit der so genannten Hartz-IV-Reform den Arbeitslosen nicht mehr den Status sichert, sondern nur noch die Existenz.

Wie stehen Sie zu der enormen Zunahme der Leiharbeit?

Wie stehen Sie zu der unterschiedlichen Bezahlung von Leiharbeitnehmern und Stammbelegschaft, gerade auch bei den sich immer weiter nach oben entwickelnden Gehältern der Führungskräfte und Manager und wie begründen Sie, im Falle einer Befürwortung der Leiharbeit, die niedrigere Bezahlung der Leiharbeiter?

Was würden bzw. werden Sie im Falle einer Wahl unternehmen, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse wieder in "normale" Beschäftigung zurückzuführen?

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SPD

Sehr geehrter Herr Rabenstein,

die von Ihnen geschilderte starke Zunahme von Leiharbeit sowie ihr Missbrauch halte ich ebenfalls für sehr schädliche Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt (da Armut bei den Betroffenen vorprogrammierend, aber auch Ängste in weiten Teilen der gesamten Arbeitnehmerschaft erzeugend), gegen die wir auf allen politischen Ebenen vorgehen müssen! Von daher lehne ich eine unterschiedliche Bezahlung von Leiharbeitern und dem Stammpersonal eines Betriebs natürlich ab, wie mir auch die zunehmende Auseinanderentwicklung der unteren und oberen Einkommensgruppen bzw. Gehaltsklassen in unserer Gesellschaft – der letzte Armutsbericht der Bundesregierung hat es ja wieder ‘mal deutlich gemacht - überhaupt nicht gefällt.
Allerdings bin ich nicht für die gänzliche Abschaffung der Leiharbeit, da sie im Einzelfall ein sinnvolles Instrument zur Abdeckung kurzfristiger Auftragsspitzen sein kann und insbesondere für Langzeitarbeitslose als Einstieg in eine reguläre Beschäftigung des ersten Arbeitsmarkts dienen kann. Sie darf aber nicht zu Tarifflucht und Lohndumping genutzt werden, was bedauerlicher Weise immer häufiger der Fall ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Rabenstein