Frage an Dagmar Freitag bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Dagmar Freitag
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Frage an Dagmar Freitag von Juergen V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Abgeordnete Freitag,

die IOC- Entscheidung von gestern (24.7) Russland nicht wegen des systematischen Dopings von den olympischen Spielen auszuschließen, löst bei mir Verwunderung aus. Wie sieht der Sportausschuss des Bundestages zu dieser Entscheidung? Werben gerade diese Verbände nicht ständig für den sauberen Sport? Es sind Investigative Journalisten und mutige Sportler die ein staatlich gefördertes System von Doping und korrupten Funktionären aufgedeckt haben. Diese Entscheidung ist nicht nachzuvollziehen. Wird der Sportausschuss bei dem IOC Vorsitzenden Thomas Bach gegen die Entscheidung Protest einlegen? Es gilt jetzt die Ehrlichen Sportler und mutigen Journalisten zu unterstützen.

Mit bestem Dank für die Beantwortung und freundlichen Gruß

J.Vanselow

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SPD

Sehr geehrter Herr Vanselow,

herzlichen Dank für Ihre Mail und die damit verbundenen Anmerkungen. Auch ich bedauere die gestrige Entscheidung der IOC Exekutive unter Vorsitz von Präsident Dr. Thomas Bach.

Wie die Mitglieder des Sportausschusses zu dieser Entscheidung stehen, müssten Sie bitte bei den Fraktionen direkt abfragen; ich kann mir vorstellen, dass es hier zu unterschiedlichen Bewertungen kommt.

Ich selbst habe mich in diversen Stellungnahmen klar positioniert: ich halte die Entscheidung für falsch, ja geradezu für fatal mit Blick auf die Fakten, die spätestens seit Veröffentlichung des McLaren-Reports auf dem Tisch liegen. Auch die Tatsache, dass russische Sportler(innen), die in der Vergangenheit wegen Dopings gesperrt waren, nicht teilnehmen dürfen, ist aus meiner Sicht fatal: hier geht es wohl nur darum, einen Start der Kronzeugin Julia Stepanowa zu verhindern.

Außerdem widerspricht diese Regelung eindeutig gegen den WADA-Code. Dass Ex-Doper und Wiederholungstäter wie Justin Gatlin selbstverständlich um olympische Medaillen laufen werden, scheint die Entscheider im IOC dagegen nicht zu stören.

Ich teile ausdrücklich Ihre Forderung, investigative Journalisten und saubere Sportler(innen) nach Kräften zu unterstützen - der organisierte Sport hat schon lange bewiesen, dass er selbst nicht die Kraft aufbringt, mit der Dopingproblematik, Korruption und Intransparenz fertig zu werden.

Abschließend noch eine Anmerkung zur Rolle des Sportausschusses des Bundestages: wir sind Teil des Gesetzgebers in unserem Land, aber nicht Teil des internationalen Sports. Proteste aus Deutschland müssten von der Dachorganisation des deutschen Sports, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kommen, - allerdings hat dessen Präsident Hörmann bereits gestern die IOC-Entscheidung begrüßt. Von dort ist also nichts zu erwarten. Erfreulicherweise gibt es im deutschen Sport aber klare anderweitige Positionierungen von Präsidenten einiger Spitzenverbände - so beispielsweise von Dr. Clemens Prokop (Deutscher Leichtathletik-Verband) oder Siegfried Kaidel (Sprecher der Spitzenverbände und Präs. Deutscher Ruderverband).

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und Ihren Einsatz für die sauberen Athletinnen und Athleten.

Mit freundlichen Grüßen

Dagmar Freitag