Warum gibt es keine Genesenenverlängerung bei hohen Antikörper Werten?

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Delara Burkhardt
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Frage von Melanie B. •

Warum gibt es keine Genesenenverlängerung bei hohen Antikörper Werten?

Sehr geehrte Frau Burkhardt.

Meine Familie und ich sind am 9.4.2021 an Corona erkrankt und hatten ein schweren Verlauf. Wir sind geführt als Long COVID Patienten.
Wir haben jetzt nachdem unser genesenen Ausweis abgelaufen ist einen Antikörper Test gemacht. Und wir haben hohe Antikörper. Nun werden wir trotz dessen zu einer Impfung gezwungen um noch Arbeiten zu können. Warum gibt es für genesene keine Verlängerung wenn sie doch trotzdem hohe Antikörper besitzen. Meine Familie und ich sind sehr enttäuscht von dieser Politik.

Familie B.

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 Sehr geehrte Familie B.,

 

vielen Dank für Ihre Nachricht. Zunächst erstmal wünsche ich Ihnen alles Gute und eine Genesung von Long-Covid.

 

Ich kann Ihre Skepsis verstehen. Wenn immer überall steht, dass eine Impfung den Krankheitsverlauf simuliert, und Sie den tatsächlichen Krankheitsverlauf durchlebt haben, stellt sich schnell die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Impfung, die sich dann wie ein sinnfreier Zusatzaufwand On Top anfühlen kann.

Aber lassen Sie mich die Argumentation einmal umdrehen: Auch die Impfung muss aufgefrischt werden, wie wir nach und nach lernen. Auch bei Geimpften geht der Bestand und die Einsatzfähigkeit der gebildeten Antikörper zurück. Einschränkend möchte ich hier allerdings sagen: Der gemessenen Antikörper. Kein Antikörper-Titer würde jemals vollständig alle Antikörper erfassen, die Sie aufgrund der Infektion und des Krankheitsverlaufes vermutlich ausgebildet haben. Das wäre keine Bestimmung, die man standardmäßig durchführen könnte, weil sie sehr individuell ist. Obendrein entstehen durch eine Infektion und eine Impfung nicht nur Antikörer – auch T-Zellen und Gedächtniszellen werden für die Immunabwehr geschult. Leider verlieren sie nach einer Infektion schneller ihre Kräfte als nach einer Impfung. Nach zwei Impfungen im Abstand von sechs Wochen ist für die neuen Corona-Impfstoffe nun auch ein Booster nach frühstens drei Monaten nötig. Dass Sie nur für ein halbes Jahr den Status einer Genesenen haben, umfasst also den Zeitraum, der zwischen zweiter und dritter Impfung liegt. Mittlerweile verlieren Personen nach doppelter Impfung auch ihren Status als Genesene, wenn die letzte Impfung mehr als neun Monate zurück liegt. Auch aus Gründen der Überprüfbarkeit und Einheitlichkeit verlieren Sie nach sechs Monaten den Status „Genesen“. Was wäre Zeit- und Nerven-aufwändiger: Zwei Impfungen mit Abstand von sechs Wochen und dann eine im Abstand von sechs Monaten oder eine sehr regelmäßige Bestimmung Ihrer Antikörperwerte? Selbst, wenn die aktuell hoch sind – auch sie gehen zurück.

Denn: Das Ziel der Impfung, der Grund weswegen ein hoher Antikörpergehalt wichtig ist, ist ja, dass Sie geschützt sind. Mehrfachinfektionen sind bei Corona keine Seltenheit – jeder Erreger ist anders. Bei Windpocken etwa wissen wir, dass man nach einer einmaligen Infektion lebenslang vor Windpocken geschützt ist. Auch vor der Form Gürtelrose, die nur Erwachsene betrifft und für sie mitunter tödlich sein kann, ganz im Gegensatz zu Windpocken. Bei Corona wissen wir leider eben genau das Gegenteil: Das Risiko ist hoch, es gibt Mehrfachinfektionen. Sie haben persönlich erlebt, wie schwer und schlimm ein Verlauf sein kann. Allein, um sich dieses Schicksal noch einmal zu ersparen, lohnt sich die Impfung. (Quelle)

Am Arbeitsplatz gilt weiterhin 3G (mit einigen Ausnahmen, die im Rahmen einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen, Kliniken und ähnlichen Einrichtungen zum Nachweis als Geimpfte oder Genesene bis zum 15. März 2022 vorsehen). Daher stimmt es nicht, dass Sie schreiben, dass Sie zu einer Impfung gezwungen werden, um arbeiten zu können. In allen anderen Bereichen der Arbeitswelt gilt 3G für Beschäftigte. Allerdings sind Ungeimpfte mit einem tagesaktuellen Testergebnis im Zweifel ansteckender als ungetestete Geimpfte (Quelle).

 

Bei Fragen zur Impfung – zur Notwendigkeit, zur Wirkweise, zu Risiken und Nebenwirkungen – gibt es viele Fragen und online viele widersprüchliche Antworten. Wenn Sie Antworten aus direkter Quelle und im persönlichen Gespräch erhalten möchten, lege ich Ihnen ein Beratungsgespräch mit eine*r Impfärzt*in nahe. Auf der Webseite Ihrer Gemeinde oder Stadt sollten Sie dazu weitere Informationen sowie eine*n Ansprechpartner*in finden. Auch Ihre Hausärzt*in kann dieses Gespräch mit Ihnen führen. Virtuell finden Sie die Beratungsinhalte auch auf der Webseite „Gemeinsam Gegen Corona“.

Mit der Impfung nach der Infektion und dem Ablauf des Status als Genese möchte man weder Ihnen persönlich noch Ihrer Familie etwas aufbürden. Viel mehr tun Sie sich damit etwas Gutes. Menschen, die geimpft und genesen sind, gelten bei der aktuellen Omikron-Variante als „superimmun“: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie sich erneut mit Corona infizieren.

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute, bleiben Sie gesund!

Mit freundlichen Grüßen

Delara Burkhardt

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