was hat Sie bewogen, die Meinung des STIKO- Vorsitzenden als „einigermaßen irre“ zu bezeichnen (ntv Frühstart vom 03.12.21)?

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Dietmar Bartsch
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Frage von Rüdiger M. •

was hat Sie bewogen, die Meinung des STIKO- Vorsitzenden als „einigermaßen irre“ zu bezeichnen (ntv Frühstart vom 03.12.21)?

Guten Tag Herr Bartsch,

was hat Sie bewogen, die Meinung des STIKO- Vorsitzenden als „einigermaßen irre“ zu bezeichnen (ntv Frühstart vom 03.12.21)? Zerstört eine solche Äußerung nicht selbst die Autorität der STIKO?

Finden Sie es angebracht, einen der wenigen abwägenden Wissenschaftler auf dem Niveau des Hobbyvirologen und Sonnenkönigs aus Bayern anzugreifen, der der STIKO ja immer vorschreiben will, was diese wann zu tun habe.

Könnte es nicht zufällig so sein, dass die Empfehlung der STIKO ja gerade besagt, Kinder NICHT pauschal oder nur in eng begrenzten Ausnahmefällen impfen zu lassen?

Wie stehen Sie zu der „einigermaßen irren“ Idee, in Berlin Kinder auch ohne Impfempfehlung „immunisieren“ zu lassen, obwohl nicht einmal genügend Impfstoff für Erwachsene vorhanden zu sein scheint?

Mit freundlichen Grüßen

Rüdiger M.

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Sehr geehrter Herr M.,

die Europäische Arzneimittelagentur hat für Impfungen von Kindern unter 12 Jahren gegen das Corona-Virus Ende November grünes Licht gegeben. Sie folgt damit Ländern wie den USA oder Israel, die schon etwas länger Kindern (und ihren Familien) zwischen 5 und 11 Jahren ein Impfangebot machen.

In Deutschland bereiten zahlreiche Bundesländer den Start von Kinderimpfungen konkret vor. Nächste Woche soll mit Impfungen begonnen werden, u.a. in Berlin. Nur die Empfehlung der Ständigen Impfkommission stand noch aus. Nun gibt es wie bei den ab 12-jährigen zunächst eine Empfehlung für Kinder mit Vorerkrankungen. Das will ich an dieser Stelle nicht weiter bewerten, auch wenn ich vorausahne, dass hier eine uneingeschränkte Empfehlung absehbar wieder folgen wird.

Nur halte ich es weiter für "einigermaßen irre", wenn der Vorsitzende der Stiko im laufenden Prozess mit seiner Aussage Verunsicherung bei Familien stiftet. Seine Privatmeinung hat an dieser Stelle niemandem geholfen. Er hat übrigens nicht erklärt, auf welcher Grundlage er sie trifft.

Ich will allerdings hinzufügen, dass ich für Herrn Mertens in der Pandemie Hochachtung entwickelt habe. Es ist gewiss nicht leicht, öffentlichem Druck kontinuierlich standzuhalten und ein ehrenamtliches Gremien ohne Apparat zu führen. Auch sein Engagement für Kinder in der Pandemie schätze ich ausdrücklich.

Ich finde es aus diesem Grund zusätzlich "einigermaßen Irre", dass die Bundesregierung zwar immer auf die Stiko schaut und wartet, aber nie dafür gesorgt hat, dass das RKI als Bundesbehörde für eine professionellere und der Situation angemessene Ausstattung der Stiko gesorgt hat. Vielleicht liegt auch hierin ein Grund für eine Häufung kommunikativer Missgeschicke. Ich erinnere nur an die Aussagen zu Booster-Impfungen.

Da der Kinderimpfstoff nicht identisch zu dem für Erwachsene ist, gestatten Sie mir zum Abschluss den Hinweis, dass Kinder keinem Erwachsenen den Impfstoff streitig machen.

Freundliche Grüße

Dr. Dietmar Bartsch

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