Wie stehen sie zur Zukunft im Verkehr. E-Mobile oder Verbrenner.

Portrait mit grauem Hintergrund, Engelbert Blessing ist blond, hat mittellanges Haar, trägt einen kurzen Vollbart und hat Blaue Augen. Auf dem Foto lächelt er leicht, was vielleicht an seinem blauen Hemd liegt.
Engelbert Blessing
DIE LINKE
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Frage von Christian U. •

Wie stehen sie zur Zukunft im Verkehr. E-Mobile oder Verbrenner.

Sehr geehrter Herr Blessing,

beruflich bin ich in der Fr. Bosch tätig. Daher kann ich es nicht verstehen warum der Verbrennungsmotor abgeschafft werden soll. Es wird überhaupt nicht über den negativen Teil der E-Motoren gesprochen. z.B. die Entsorgung der Batterie, unmenschliche Arbeit für den Rohstoff Abbau, und die schlechte CO 2 Bilanz.
Die Technologie für Verbrennungsmotoren ist in Deutschland auf hohem Niveau und es kann immer noch verbessert werden.
Alle Wissenschaftliche Daten, Fakten und Zahlen werden ignoriert.

Portrait mit grauem Hintergrund, Engelbert Blessing ist blond, hat mittellanges Haar, trägt einen kurzen Vollbart und hat Blaue Augen. Auf dem Foto lächelt er leicht, was vielleicht an seinem blauen Hemd liegt.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr U.,

vielen Dank für Ihre Frage, entschuldigen sie die späte Antwort, ich brauchte Zeit zur Recherche.

Ja ich glaube tatsächlich, dass der Verbrennungsmotor im Pkw ausgedient hat.

Der Gesamtwirkungsgrad des Verbrennungsmotors kann nach heutigem Stand der Technik nicht mehr ausreichend verbessert werden, um mit einem Elektromotor mitzuhalten.

Mehr weiter unten im Text.

Ich finde es sehr wichtig, dass wir über die negativen Aspekte des E-Motors sprechen. Wobei wir uns hier eher über die negativen Aspekte der Energiespeicherung nämlich der Batterie unterhalten müssen.

Bei der Batterie haben wir Bestandteile wie Lithium, als Hauptbestandteil. Weitere Bestandteile sind u.a. Kupfer Graphit, Kobalt, Aluminium.

Bedenklich sind hier vor allem das Lithium, das Aluminium und das Kobalt, nicht weil diese Bestandteile selten sind, sondern weil ihr Abbau unter mehr als fragwürdigen Bedingungen stattfindet, Kobalt (Kinderarbeit z.B. im Kongo), Lithium (oberirdischer Abbau z.B. in Chile mit dramatischen folgen für die Umwelt und Indigene Völker) oder Aluminium welches sehr Energieaufwendig zu produzieren ist. Wenn außerdem Umweltstandards nicht eingehalten werden, kann das ebenfalls zu Katastrophen führen (siehe Rotschlamm-Unglück von Ungarn).

Fakt ist aber leider auch, dass nicht die Bestandteile der Batterie das Problem sind, sondern die schier unendliche Gier der Menschen.

Lithium ist eines der häufigsten Elemente der Erde, zu finden auch hier in Deutschland z.B. im Oberrheingraben in großen Mengen.

Abbaugebiete mit Anteil am weltweiten verbrauch:

Australien 55%, Chile 20%, Argentinien 8%. Nur ca.30% der gesamtmenge wird für die Batterieherstellung verwendet der Rest wird für Keramik und Glaserzeugung verbraucht. Dies Zeigt die Batterie ist nur ein Teil des Problems welches schon viellänger besteht.

Der Abbau wird für Länder mit höheren Standards oft als nicht wirtschaftlich eingestuft z.B. Deutschland. Dies ist nur der Gier geschuldet.

Kobalt wird hauptsächlich im Kongo und Australien abgebaut. Rund 50% des Weltweiten verfügbaren Kobalts wird in Batterien Für Smartphones, Laptops, Fahrzeugbatterien verwendet, der Rest für andere Anwendungen u.a. Legierungen von z.B. Hartmetallen in Werkzeugen.

Im Kongo werden in ca. 15% der Minen, Kinder zur Arbeit eingesetzt. Dies ist eine untragbare Situation, leider wurden bisher keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um den Bezug von Kobalt aus fragwürdigen Quellen zu unterbinden. Auch hier ist wieder die Gier im Spiel, auch hier besteht das Problem schon lange.

Die nächste Frage ist die Wirtschaftlichkeit der Antriebstechnologie.

Bei der Betrachtung, ob der Verbrenner wirtschaftlich ist, werden häufig 3 Dinge übersehen.

1. Nur ca. 20% der Energie bei der Verbrennung wird in Bewegungsenergie umgewandelt der Rest (ca. 80%) ist Wärme.

2. Die Herstellung und Raffinerie des Rohöls zum Treibstoff wird meist nicht mitberechnet (Tank to Weel, TTW),

da Öl immer seltener wird und nun häufig Ölschiefer oder Ölsand zur Herstellung herangezogen werden müssen, macht dies zwischen 20% und 60% des gesamtenergiebedarfs aus (Well to Tank, WTT).

Sprich 1 Liter Benzin sind im schlimmsten Fall (Ölsand) eigentlich 1,7ltr in der Ökobilanz (Well to Weel, WTW).

3. Auch ein Pkw mit Verbrennungsmotor muss hergestellt werden, hat also einen „CO2-Rucksack“.

Nimmt man alle Aspekte der Herstellung und Betriebs des Fahrzeugs zusammen, (Treibstoff, Motor, Speichermedium und deren Recycling) kommt man bei verschiedenen Techniken auf einen gesamtwirkungsgrad (eines mittleren Kleinwagens) von:

Benzin ca. 20%

Diesel ca. 21%

(E-Fuels ca.15%)

Brennstoffzelle ca. 30%

E-Motor mit Batterie ca.75%

Dieser unterschied im Gesamtwirkungsgrad des E-Mobil‘s zum Verbrenner ist der Grund, weshalb der Verbrenner den E-Motor auch mit Ausschöpfung des verbleibenden Potenzials nicht einholen kann.

(Auch interessant die TU Braunschweig hat zusammen mit einem Deutschen Recyclingunternehmen ein Verfahren entwickelt mit dem Lithium-Ionen-Akkus zu 91% recycelt werden können.)

Wichtig ist aber vor allem zu sehen, dass der Individualverkehr nicht die Lösung des Klimawandels sein kann. Wenn wir die gesamte Flotte der Verbrenner gegen E-Autos austauschen, haben wir am ende nicht den Klimawandel aufgehalten, wir müssen viel mehr dort wo immer möglich auf öffentliche Transportmittelwie Bus und Bahn zurückgreifen und hier deutlich mehr in Infrastruktur und deren Attraktivität investieren.

Letztendlich bin ich überzeugt, dass eine so herausragende Firma wie die Robert Bosch GmbH alle Voraussetzungen erfüllt, um den Wandel zu überstehen. Ihre Firma hat bereits die Weichen gestellt, um auch im E-Mobilität Sektor Eine wichtige Rolle zu spielen.

Mit freundlichen Grüßen

Engelbert Blessing