Frage an Erwin Rüddel bezüglich Gesundheit

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Erwin Rüddel
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Frage von Matthias K. •

Frage an Erwin Rüddel von Matthias K. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Rüddel,

ich wende mich wegen der Corona-Pandemie an Sie, als Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses und Vertreter der Regierungskoalition.

Deutschland gehört glücklicherweise nicht zu den Ländern, die mit der Corona-Pandemie am schlechtesten fertig werden. Allerdings gibt es Länder, die die Pandemie noch sehr viel besser managen. Die besten dieser Länder liegen in Asien. Ich möchte hier besonders Taiwan und Südkorea hervorheben, da diese Länder am ehesten mit Deutschland vergleichbar sind. Ich kenne zudem beide Länder aus eigenen Aufenthalten (>5 Jahre in Taiwan). Beide Länder sind hochindustrialisierte Flächenstaaten, Demokratien mit einer starken parlamentarischen Kontrolle der Regierung und Respekt vor den individuellen Rechten der Bürger. Südkorea liegt zusätzlich in einer gemäßigten Klimazone wie Deutschland.

Beide Länder sind direkte Nachbarn Chinas, hatten mit die ersten Infektionen außerhalb Chinas, starken Reiseverkehr mit China und hätten daher mit am stärksten von der Pandemie betroffen sein können. Dennoch sehen die Covid-19 Zahlen in beiden Ländern ganz anders aus: Südkorea hatte bis heute, 23.04. kumuliert 10.702 diagnostizierte Infektionen und 240 Tote bei ca. 50 Mill. Einwohnern. In Taiwan sind es sogar nur 426 Infektionen und 6 Tote bei ca. 25 Mill. Einwohnern, während es in Deutschland bisher 150.648 Infektionen und 5.315 Tote sind! Diese niedrigen Zahlen wurden erreicht OHNE dass in diesen Ländern das öffentliche Leben komplett heruntergefahren werden musste. Schulen, Universitäten, Betriebe und sogar Restaurants und die Auslandsgrenzen blieben überwiegend geöffnet. Die wirtschaftlichen Kosten der Krise sind dort entsprechend niedriger.

Diese beiden Länder haben in dieser Krise also grundlegende Dinge bei weitem besser gemacht als Deutschland und wir könnten daher von diesen Ländern vieles über den Umgang mit Covid-19 lernen, insbesondere für das jetzt anstehende erneute Hochfahren der Gesellschaft, da diese beiden Länder bewiesen haben, dass sich der Virus unter diesen Bedingungen kontrollieren lässt!

Auf welche Weise beide Länder diese Erfolge erzielt haben, ist gut dokumentiert, nicht nur in Mandarin und Koreanisch, sondern auch auf Englisch und sogar Deutsch (Literaturverweise im Anhang).

Ich will selbst nur einen Punkt herausgreifen: Gesichtsmasken. Niemand könnte sich dort als Experte bezeichnen, der für eine Epidemie, die die Atemwege betrifft, den Sinn von Gesichtsmasken bezweifelt! Meine Bekannten in Taiwan sind sehr erstaunt, dass im Westen die Bevölkerung immer noch ohne Gesichtsmasken in die Öffentlichkeit geht. Sie sind nicht überrascht, dass die Infektionszahlen bei uns daher höher sind und auf ihre höfliche Weise bringen sie indirekt mit freundlicheren Worten zum Ausdruck, dass sie uns daher für sehr dumm halten. Taiwan hatte für seine Bevölkerung von 25 Mill. bereits am 20. Jan. (!) einen Vorrat von 44 Mill. einfachen Atemschutzmasken, plus weitere höherwertige Masken für medizinisches Personal und fuhr die eigene Produktion weiterer Masken hoch. Jeder vom Greis bis zum Kindergartenkind trägt dort diese Masken in Gesellschaft. Meine eigene Zeit in Taiwan fiel in die SARS-Epidemie 2003. Ich hatte damals den ganzen Arbeitstag im Büro eine Gesichtsmaske auf! Wie war im Vergleich dazu der Stand der Covid-19 Vorbereitungen in Deutschland am 20. Jan. und wo sind wir heute, 3 Monate später, nach Einführung einer partiellen Maskenpflicht mit der einheimischen Produktion dieser Masken?

Taiwan hat weitere 124 Maßnahmen, die ergriffen wurden, Punkt für Punkt veröffentlicht. Nun zu meinen Fragen an Sie:

- Studieren Gesundheitsexperten im Gesundheitsausschuss, der Regierungskoalition, der öffentlichen Gesundheitsverwaltung diese erfolgreichen Maßnahmen aus Taiwan und Südkorea in Bezug auf eine Übertragung auf Deutschland?

- Sind bereits Maßnahmen identifiziert worden, die sich zeitnah übertragen lassen (neben der nun eingeführten partiellen Maskenpflicht)?

- Sind Maßnahmen identifiziert worden, die sich langfristig übertragen lassen, um für die nächste Epidemie oder die nächste Welle von Covid-19 besser gerüstet zu sein. Die Erfolge beider Länder beruhen vor allem auf einer langfristigen Vorbereitung auf solche Ereignisse. Taiwan verfügt z.B. über ein nationales "Gesundheits-Kommandozentrum", wo alle Informationen zu einer Gefährdung in Echtzeit zusammenlaufen und Maßnahmen kurzfristig koordiniert und verfügt werden.

- Sofern die Erfolge Taiwans und Südkoreas von den Parlaments- und Regierungsverantwortlichen in Deutschland bisher nicht geprüft worden sein sollten: Was ist der Grund für diese Nachlässigkeit und wird sich das ändern, vor allem natürlich in Ihrem Zuständigkeitsbereich, dem Gesundheitsausschuss?

Ich danke im Voraus für Ihre Stellungnahme und wünsche gute Gesundheit!

Mit freundlichen Grüßen,
Matthias Klaus

Literaturverweise:

Südkorea (Englisch):
https://www.sciencemag.org/news/2020/03/coronavirus-cases-have-dropped-sharply-south-korea-whats-secret-its-success

Taiwan (Deutsch):
https://www.tagesspiegel.de/wissen/coronavirus-erfolgreich-bekaempft-wie-taiwan-den-covid-19-ausbruch-verhinderte-und-die-who-davon-nichts-wissen-will/25613942.html

Taiwan (Englisch):
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2762689
https://www.vox.com/future-perfect/2020/3/10/21171722/taiwan-coronavirus-china-social-distancing-quarantine

Vergleich Europa, Asien eines Chirurgen aus der Schweiz (Deutsch):
https://www.mittellaendische.ch/2020/04/07/covid-19-eine-zwischenbilanz-oder-eine-analyse-der-moral-der-medizinischen-fakten-sowie-der-aktuellen-und-zuk%C3%BCnftigen-politischen-entscheidungen

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Sehr geehrter Herr Klaus,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Sowohl wir im Deutschen Bundestag, insbesondere im Ausschuss für Gesundheit, als auch die Mitglieder der Bundesregierung verfolgen die Entwicklung anderer Länder in der Corona-Pandemie aufmerksam und lassen diese Erfahrungen in unsere Entscheidungsfindung mit einfließen.

Mit freundlichen Grüßen

Erwin Rüddel MdB

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