Frage an Erwin Rüddel von Carin S. bezüglich Gesundheit
Ihre Vorschläge für eine Pflegereform
Sehr geehrter Herr Rüddel,
Presseberichten zufolge haben Sie in einem Interview mit dem Nachrichtenportal The Pioneer Vorschläge für eine Pflegereform gemacht. Demnach wollen Sie unter anderem die stationäre Pflege stärken, denn, so zitiert Sie zum Beispiel die Pharmazeutische Zeitung: „Je unattraktiver die stationäre Versorgung ist, desto mehr entscheiden sich für die ambulante Pflege, die für die Sozialsysteme deutlich teurer ist.“ (Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/koalition-plant-pflegereform/)
Im Jahr 2020 betragen die Leistungsausgaben der sozialen Pflegeversicherung pro Kopf laut eigenen Berechnungen des Bundesgesundheitsministeriums auf Basis der Geschäftsstatistik der Pflegekassen für ambulant gepflegte Versicherte 8900 Euro und für stationär gepflegte Versicherte 19300 Euro. (Quelle: Bundesgesundheitsministerium, Zahlen und Fakten der SPV vom 17. Februar 2020)
Vorausgesetzt, die Presse hat Sie korrekt zitiert: Bitte helfen Sie mir, den Widerspruch zwischen den offiziellen Zahlen und Ihrer Behauptung zu verstehen, die ambulante Pflege sei für die Sozialsysteme deutlich teurer als die stationäre.
Vielen Dank, C. S.
Sehr geehrter Frau S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich habe in diesem Interview von "Sozialsystemen" gesprochen. Sie führen hingegen ausschließlich Leistungen der Pflegeversicherung auf. Auch muss berücksichtigt werden, dass tendenziell die ambulant versorgten Pflegebedürftigen in niedrigeren Pflegegraden eingestuft sind, als die Pflegebedürftigen in der stationären Versorgung. Zudem macht die Pflegeversicherung auch nur einen Teil der Kosten der Leistungserbringung aus. Zu der ambulanten Versorgung kommen z.B. noch Kosten der Behandlungspflege, die von der Krankenversicherung getragen werden. Die Krankenversicherung trägt hingegen in der stationären Versorgung keine Kosten. Meine Aussage habe ich auch bezogen auf den Einzelfall, bezogen auf den gleichen Pflegegrad und nicht auf die Gesamtheit aller Pflegebedürftigen in allen Versorgungsformen. Ich hoffe, ich konnte mit diesen Aussagen etwas Klarheit schaffen.
Interessant ist sicherlich auch die Entwicklung der Ausgaben allein der Pflegeversicherung von 2003 bis 2018:
2003 wurden für die ambulante Versorgung 8,2 Mrd. Euro ausgegeben und für stationäre Versorgung 8,4 Mrd. Euro, also zusammen 16,6 Mrd. Euro.
2018 wurden für die ambulante Versorgung 23,5 Mrd. Euro ausgegeben und für stationäre Versorgung 14,8 Mrd. Euro, also zusammen 38,2 Mrd. Euro.
Ich hoffe, Ihnen die nötigen Erläuterungen dargestellt zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Erwin Rüddel
Weitere Fragen an Erwin Rüddel
Ich halte eine Null-Toleranz-Regel im Straßenverkehr für geboten, zumindest bis hier mehr Erkenntnisse vorliegen. Vorschnelle Experimente mit Richtwerten verbieten sich angesichts der schlimmen Folgen, die eine Teilnahme am Straßenverkehr unter Einfluss von Cannabis - so wie aller Drogen - haben kann.
Ich befürworte die Idee eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres für junge Männer und Frauen gleichermaßen.
Ihre Enttäuschung eines fehlenden Inflationsausgleiches für Arbeiter, Angestellte und Rentner kann ich nachvollziehen
Cannabis-Entkriminalisierung führt ins Chaos. Kein Land der Welt hat bisher „Königsweg“ für Legalisierung gefunden. Wir brauchen EU-Lösung nach Modellprojekten.