Frage an Felix Bergauer bezüglich Gesundheit

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Felix Bergauer
ÖDP
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Frage von Gunnar W. •

Frage an Felix Bergauer von Gunnar W. bezüglich Gesundheit

Was sind in diesem Bereich Ihre wichtigsten Ziele. Wie wollen Sie diese umsetzen.

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Antwort von
ÖDP

Lieber Herr W.,

zunächst darf ich mich für die späte Antwort auf Ihre Frage entschuldigen.

Ohne mich als Gesundheitsexperte exponieren zu wollen, erwarten Sie
sicherlich eine differenzierte Antwort von mir:

Die ÖDP setzt sich für die Anerkennung und Förderung wissenschaftlich gesicherter, komplementärer Heilverfahren ein. Dazu ist es notwendig, unabhängige Forschung an den Universitäten vor dem Einfluss von Konzerninteressen zu schützen. Es sollten verstärkt Forschungsgelder auch für die Erforschung alternativer und komplementärer Heilmittel und -verfahren gewährt werden. Auf der Basis eines solidarisch finanzierten Gesundheitssystems sind Maßnahmen der Gesundheitsprävention weiter auszubauen. Hierzu zählt nicht nur eine engagierte und sachkundige Aufklärung der Bevölkerung über eine gesunde Lebensweise unter Einschluss von Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung etc., es muss auch umwelt- und arbeitsmedizinischen Fragen ein wesentlich höherer Stellenwert zukommen als bisher. Der Schutz der Bevölkerung vor Umweltgiften, Genussgiften (Verbot von Tabakwerbung!) und gesundheitsschädlichen Produkten, z.B. aus der Lebensmittelindustrie und der industriellen Landwirtschaft, muss Priorität vor deren Profit haben. Medizinisch indizierte Vorsorgemaßnahmen nach ärztlichem Ermessen zu Lasten der Krankenkassen sind ebenfalls zu gewähren.

Wir lehnen ein Gesundheitssystem ab, das den Patienten bevormundet. Nur die persönliche Eigenverantwortung der Menschen für ihre Gesundheit sichert auf Dauer die Bezahlbarkeit der Sozialsysteme. Eigenverantwortung erfordert aber auch Wahlmöglichkeiten. Grundpfeiler sind die freie Arzt- und Apothekenwahl unter Anerkennung einer Lotsenfunktion der Hausärzte. eine gerechte und ausreichende Finanzierung des Gesundheitssystems soll künftig nach dem Modell der Solidarversicherung für alle erfolgen. Bürokratische Regelungen wie Rabattverträge lehnt die ÖDP ab, weil sie durch ständigen Wechsel der Hersteller die Arzneimittelsicherheit für Patienten gefährden.

Die ÖDP tritt dafür ein, dass ärztlich verordnete, apothekenpflichtige, pflanzliche und homöopathische Arzneimittel wieder zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gehören.

Die „sprechende“ Medizin ist besser zu honorieren. Künftig muss Bayern bei allen Änderungen im Gesundheitswesen darauf achten, dass die „sprechende“ Medizin (ganzheitliche Betrachtung des Patienten, ausführliche Beratungsgespräche, etc.) besser honoriert wird – z.B. durch einen fest garantierten Fallwert. Wir müssen weg von Budgetierung und den starren Fallpauschalen.

Für eine flächendeckende Versorgung mit Hausärzten spricht viel: Kurze Wege sparen Energie. Alte Menschen können „medizinische Zentren“ oft nur schwer erreichen. Die persönliche, oft langjährige Begleitung der Patienten reduziert Kosten und ermöglicht eine fachliche Koordination der Behandlungsprozesse im differenzierten Gesundheitssystem. Hausarztpraxen sind gerade auf dem Land unerlässlich.

Wir verteidigen die persönlich-verantwortlich geführte Apotheke gegen anonyme „Apotheken-Supermärkte“ und Internet-Verkäufe. Wie die Hausarztpraxis, ist die persönlich-verantwortlich geführte Apotheke für die Basisversorgung vor allem auch im ländlichen Raum unverzichtbar. Nur so lässt sich eine sichere, flächendeckende rund-um-die-Uhr-Versorgung aufrechterhalten. Bayern muss dazu beitragen, die Gesetzgebung in Bund und Europa so zu gestalten, dass beratungsarme „Apothekenketten“ verhindert werden können. Die persönlich-verantwortlich geführte Apotheke gehört zur unabdingbaren Grundstruktur der mittelständischen Wirtschaft mit einem hohen qualifizierten Arbeitsplatzangebot.

Wir befürworten eine Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel und medizinische Hilfsmittel auf den ermäßigten Steuersatz wie in anderen EU-Ländern. Dies bewirkt einerseits eine Senkung der Krankenkassenausgaben für Arzneimittel, andererseits verbilligt es für die Bevölkerung den Preis jener Arzneimittel, die sie selbst bezahlen müssen (vor allem auch im alternativ-naturmedizinischen Bereich).

Um die flächendeckende, wohnortnahe Grundversorgung mit Krankenhäusern und Altenheimen sicherzustellen, darf die Finanzierung nicht noch weiter reduziert werden. Die Bezahlung der Behandlung von Krankenhauspatienten über standardisierte Diagnosegruppen (Drgs) ist weder der Individualität der Patienten und ihrer Krankheit, noch den Bedürfnissen der Krankenhäuser angemessen. Durch angemessene Honorierung aller im Gesundheitswesen tätigen Personen und Institutionen ist die Versorgung in der Fläche sicherzustellen. Renditeorientierte Medizinkonzerne werden keine ausreichende Grundversorgung leisten. Die Privatisierung von Kreiskliniken muss gestoppt werden. Die Gesundheitsvorsorge gehört zur Daseinsvorsorge und ist deshalb in kommunaler Hand zu lassen.

Erhaltung des Hebammensystems. Gebärende haben ein Recht, sich die Hebamme und den Ort der Entbindung selbst auszusuchen. Diese Wahlfreiheit wird durch die Schließung von Kreißsälen und Geburtskliniken eingeschränkt. Die ÖDP setzt sich dafür ein, dass ein bewährtes System erhalten bleibt und jede gebärende kompetente Geburtshilfe und Nachbetreuung in wohnortnähe findet. Dazu zählt eine leistungsgerechte Bezahlung der Hebammen, keine unnötigen Einschränkungen der Hebammen in ihrer freiberuflichen Tätigkeit und ein Haftpflichtfond wie ihn der deutsche Hebammenverband fordert.

Pflegefachkräfte sind die am stärksten vertretene Berufsgruppe im Gesundheitssystem. Wie viele Pflegefachkräfte in Bayern und im Bund beruflich aktiv sind, weiß heute keiner genau. Daher ist es nicht zu akzeptieren, dass sie bis heute keine einheitliche Berufsvertretung besitzen. Die ÖDP setzt sich für die Einführung einer bayerischen Pflegekammer mit der Verpflichtung des Beitritts aller Pflegefachkräfte ein. Darüber hinaus fordern wir die Anhebung der Personalbemessungsgrenze in der ambulanten und stationären Versorgung sowie eine bessere Bezahlung der Pflegefachkräfte. Die Verordnungshoheit von Pflegehilfsmitteln und Verbandsstoffen sollte Pflegefachkräften mit der nötigen Zusatzqualifikation übertragen werden.

Ich hoffe, diese Antworten helfen Ihnen, am 14. Oktober die richtige
Wahl zu treffen.

Mit gesundheitlichen Grüßen,

Felix Bergauer