Frage an Franz Luitpold Egerer bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Franz Luitpold Egerer
FDP
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Frage von Joachim H. •

Frage an Franz Luitpold Egerer von Joachim H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

In meinem Stimmkreis Dingolfing bewerben sich 10 Kandidaten für die Zusammensetzung des neuen Landtages. Als parteiunabhängiger Wähler, der den verschiedenen Parteien und Kandidaten unterschiedlich fern steht, möchte ich von Ihnen wissen, wer ein anständiger oder unanständiger Bayer ist. Sie kennen sicherlich das Interview des Ministerpräsidenten Beckstein mit der PNP. Dort erklärte er, daß der anständige Bayer CSU wählt. Das läßt den Umkehrschluß zu, daß alle anderen unanständig sind. Die anderen neun Kandidaten, also Sie, außer dem der CSU, müßten das natürlich erst Recht sein. Zur Erinnerung das Wahlergebnis zur kürzlichen Kreistagswahl: Die CSU erzielte lediglich 37,8% bei einer Wahlbeteiligung von 63 %. Das bedeutet eine Zustimmung von 24 %. Was sind nun die anderen 76 % der Wähler des Landkreises, die der CSU die Stimme verweigerten, anständig oder unanständig?

http://www.landratsamt-dgf.bayern.de/landratsamt/wahlen/kommunal/2008_kreistag/kreistag.html

http://www.welt.de/muenchen/arti2281385/Wirbel_um_Becksteins_Aeusserung_ueber_Waehler.html

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Hahn

Antwort von
FDP

Anstand bezeichnet gute Sitte bzw. ein bewusstes Benehmen, dessen Zweck in der Zügelung des individuellen Hochmuts besteht. Mit Anstand als Einstellung und als Verhalten respektiert der anständige Mensch die Persönlichkeit des Gegenübers und achtet darauf, dass sein Gegenüber nicht bloßgestellt oder benachteiligt wird.

"Anstand" kann erlernt, jedoch nicht reglementiert werden. Im Unterschied zur bloß äußerlichen Aneignung regelgerechter Umgangsformen bzw. formaler Höflichkeitsprinzipien ist "Anstand" die auf der Freiheit und Urteilskraft der sittlichen Person beruhende Wahl einer Haltung, welche auf Anerkennung und Aneignung des grundlegenden Wertes der "Menschlichkeit" (Gleichheit, Würde), sowie der gefühlten Verpflichtung gegen diesen in Verhalten und Handeln beruht.

Vom "Anstand" zu unterscheiden ist so der Begriff des Schicklichen, welcher eine Anpassung des persönlichen Verhaltens an eine gemeinschaftliche Norm fordert ("Konformität"). "Anstand" kann sich u. U. geradezu im Verstoß gegen das "Schickliche", die "Etikette", oder die geltende soziale Norm bewähren, sofern diese den grundlegenden Wert verletzt.

Im Finden, Bewahren oder Geltendmachen des "Anstandes" in der ihn anfechtenden Situation behauptet sich die sittliche Person bzw. die sittliche Gemeinschaft.

Schicklichkeit, bzw. schickliches Verhalten gilt heutzutage gegenüber dem zivilisierten Anstand als veraltete, noch aristokratisch-ständisch geprägte Wertvorstellung und erscheint angesichts der Vielfältigkeit des modernen bürgerlichen Lebens wenig praktikabel.

Und wenn ich leider heute in der Früh sehen musste, dass meine Kandidatenplakate von öffentlichen Laternenmasten gestohlen wurden, stellt sich die Frage des Anstandes mehr denn je.

Anstand hat man, man kann sich aber Anstand nicht "auferlegen lassen"

Mit freundlichen Grüßen

Franz Luitpold Egerer