Frage an Gregor Gysi bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Portrait von Gregor Gysi
Gregor Gysi
DIE LINKE
95 %
353 / 373 Fragen beantwortet
Frage von Ernest G. •

Frage an Gregor Gysi von Ernest G. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Gysi,

ich habe an Sie folgende Fragen zu außenpolitische Themen:

1.) Was ist Ihre Meinung dazu, dass beispielsweise Russen die Kämpfer auf dem Maidan-Platz sowie die jetzige ukrainische Regierung als Faschisten bezeichnen?

2.) Finden Sie das Abstimmungsergebnis auf der Krim, wo demnach 95 % für die Unabhängigkeit, und faktisch den Anschluss an Russland gestimmt haben, auch real, oder können Sie sich vorstellen, dass das Ergebnis nur manipuliert wurde, und es haben in Wirklichkeit wesentlich weniger dafür gestimmt?

3.) Gehört Krim aus Ihrer Sicht jetzt nun endgültig zu Russland, oder ist da das letzte Wort noch nicht gesprochen?

4.) In wie weit haben Sie Verständnis für die pro-russischen Seperatisten in den ostukrainischen Provinzen?

5.) Können sie sich etwaige Expansionsgelüste von russischer Seite vorstellen, die über die Krim, und eventuell auch Ostukraine, hinausgeht?

6.) Sind Sie dafür, oder dagegen, dass Schottland unabhängig wird, nach dem Referendum im September?

7.) Sind Sie für oder gegen einen EU-Beitritt der Türkei?

8.) Wie sollte Ihrer Meinung nach die Politik gegenüber Nordkorea sein?

Vielen Dank schonmal im Voraus für Ihre Antworten!

Mit freundlichen Grüßen

Ernest Goetz

Portrait von Gregor Gysi
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Goetz,

Ihre Nachricht vom 12. April hat mich erreicht.

Auf dem Maidan gab es auch faschistische Kräfte, überwiegend aber demokratische.
In der Regierung gibt es auch faschistische Mitglieder, überwiegend aber demokratische. Trotzdem ist es für die Bundesregierung nicht hinnehmbar, dass auch faschistische Kräfte an der Regierung beteiligt sind. Das Abstimmungsergebnis auf der Krim kann ich letztlich nicht beurteilen. Die internationalen Beobachter erklärten allerdings, dass die Abstimmung korrekt verlaufen sei. Letztlich gibt es aber keinen Zweifel daran, dass die große Mehrheit sich so entschieden hat.

Die Trennung der Krim von der Ukraine und die Einordnung in Russland ist und bleibt völkerrechtswidrig. Allerdings glaube ich real nicht daran, dass die Krim zur Ukraine zurückkehren wird.

Die Ostukraine und die Westukraine unterscheiden sich sehr. Das galt im 2. Weltkrieg, das gilt heute. Meines Erachtens kann nur über eine föderale Struktur eine Lösung gefunden werden. Die Lostrennung der Ostukraine von der übrigen Ukraine hielte ich für einen schwerwiegenden Fehler.

Sowohl die USA als auch Russland leider unter dem schwindenden Einfluss und versuchen den vorhandenen zu erhalten und ihn auch wieder aufzubauen. Insofern kann man sich vieles vorstellen.

Ich hoffe, dass die Mehrheit in Schottland sich gegen die Unabhängigkeit entscheidet. Es ist meines Erachtens kein Vorteil für die Schottinnen und Schotten, wenn sie sich von Großbritannien trennen.

Gegenwärtig erfüllt die Türkei nicht die Bedingungen für einen EU-Beitritt. Wenn sie aber hier die Bedingungen erfüllen sollte, wäre ich dafür.

Gegenüber Nordkorea muss eine Politik der Normalität betrieben werden, um den Einfluss im Land zu erhöhen. Die Menschen müssen aufgeklärt werden, wie sie noch leben könnten. Sie wissen es nicht. Wenn wir aber Nordkorea isolieren, sorgen auch wir dafür, dass die Menschen so gut wie nichts erfahren.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Gregor Gysi
Gregor Gysi
DIE LINKE