Frage an Gregor Gysi bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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Gregor Gysi
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Frage von Martin D. •

Frage an Gregor Gysi von Martin D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Gysi,

mein Name ist Martin Doering, ich bin 22 Jahre alt und mache momentan über die Berufsoberschule mein Abitur nach. Dort besuche ich den Wirtschaftszweig und befasse dort sowie aus privaten Interesse sehr viel mit Wirtschaftspolitik wie z.B. Mindestlohn, den Eurorettungsschirm usw.
Da mich Politik sehr interessiert suchte ich die Bundestagsdebatten zu diesen Themen in YouTube.
Dass deutsche Politik von Angebotstheoretikern durchdrungen ist und unsere Bundesregierung sich zur Prostituierten von Wirtschaft und vor allem Dingen der Großbanken macht war mir eigentlich immer klar.
Aufgrund dessen habe ich mich um so mehr gefreut Ihre Auftritte zu sehen die vor Nachfragetheorie nur so strotzen. Ich bin mit Ihnen bei unglaublich vielen Punkten einer Meinung. Wie zum Beispiel der Rettung Europas, die Abschaffung/Zerschlagung sog. "Systemrelevanten Großbanken", den Mindestlohn usw usw.

Ich muss gestehen ich habe die Linke nie als wirkliche Alternative gesehen. Durch Ihre Auftritte hat sich das etwas geändert. Allerdings bleibt mir die Frage offen wo Sie die Zukunft der Linken sehen? Ich muss sagen, mich schrecken die teilweisen neostalinistischen Äußerungen einiger Ihrer Parteimitglieder sehr ab. Ich finde durchaus, dass sich unsere Regierung wieder mehr sozialer orientieren muss aber ein sozialistisches Deutschland hatten wir schon einmal und die Geschichte hat uns immer wieder gezeigt dass dies nicht funktionieren wird.

Auf eine Antwort würde ich mich freuen

Hochachtungsvoll
Martin Doering

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Doering,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 16. April, über die ich mich gefreut habe.

Der Staatssozialismus ist gescheitert und einen autoritären Sozialismus würden wir beide mit Entschiedenheit bekämpfen. Für mich kommt nur ein demokratischer Sozialismus in Frage, der vom Kapitalismus das übernehmen muss, was in ihm gut funktioniert, aber die Ungerechtigkeiten konsequent zu überwinden hat.

Wir sind eine Partei, die unterschiedliche Politikansätze will und deshalb auch duldet. Stalinismus haben wir aber überwunden und abgeschafft.

DIE LINKE ist eine politische Bereicherung, weil wir Fragen stellen, die von anderen nicht gestellt werden. Es besteht ja nicht die Gefahr, dass wir die absolute Mehrheit erringen, aber unsere Stärkung bedeutet immer auch, dass sich der Zeitgeist verändert, und zwar im Sinne von mehr Frieden und mehr sozialer Gerechtigkeit.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gysi

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