Frage an Gustav Herzog bezüglich Gesundheit

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Frage von Marianne K. •

Frage an Gustav Herzog von Marianne K. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Herzog,

gestern - 30.03.2021 - wurde beschlossen, dass nunmehr ausschließlich Menschen, die älter als 60 Jahre sind, das Vakzin von AstraZeneca erhalten sollen, da man es für Jüngere als zu risikoreich betrachtet. Wie viele Impfdosen wurden bis gestern oder heute mit diesem Vakzin in Deutschland insgesamt verimpft, wie groß ist dabei der Anteil der über 60-Jährigen? Sind in dieser Gruppe keine besonders schwerwiegenden Komplikationen aufgetreten, oder wenn doch in welcher Anzahl, bei Frauen und/oder Männern? Ich frage mich, wie belastbar und verantwortbar die Empfehlung der Stiko ist, falls der Anteil der über 60-Jährigen Geimpften möglicherweise deutlich kleiner wäre. Ich bin 61 Jahre, mein Hausarzt hat mir dringend von einer Impfung von AstraZeneca abgeraten.
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und grüße Sie freundlich aus Kaiserslautern.

Marianne Klücken

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Sehr geehrte Frau Klücken,

besten Dank für Ihre Frage, die sicherlich derzeit viele Menschen bewegt.

Zunächst einmal ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass Entscheidungen rund um Impfstoffe niemals in Stein gemeißelt sein dürfen, sondern zum Wohl und zur Sicherheit der Bevölkerung bei neu vorliegenden Erkenntnissen oder Vermutungen schwerer Nebenwirkungen auch kurzfristig revidiert werden müssen. Auch wenn die Entscheidungen in der letzten Zeit zu Astra Zeneca wirken wie ein "Hin und Her", so sind sie nicht willkürlich, sondern basieren immer auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, der Risiko/Nutzenabwägung und der politischen Verantwortung bei den Gesamtzusammenhängen.

Sie sorgen sich aktuell darum, ob auch für Ihre Altersgruppe (der auch ich angehöre), bei Astra Zeneca schwere Nebenwirkungen zu erwarten sind. Ein Blick über den Ärmelkanal hilft sicher bei der Beantwortung: In Großbritannien sind aktuell bereits über 20 Mio. Bürger:innen gegen Covid 19 geimpft, davon gut 12 Mio. mit dem Impfstoff von Astra Zeneca. Laut den englischen Gesundheitsbehörden sind dort keine schweren Nebenwirkungen wie die Hirnvenenthrombose aufgetreten. Wie das sein kann? Nun - in Großbritannien wird sehr streng in der Impfreihenfolge der Altersgruppen geimpft. Das heißt, dass die überwiegende Zahl der dort bereits mit Astra Zeneca geimpften Menschen über 60 Jahre alt ist.

Diese aus den britischen Impfungen gewonnenen Erkenntnisse für die Altersgruppe 60+ sind übrigens einer der Gründe, warum das RKI und die STIKO ihre Empfehlungen am 11.03.21 für die Verabreichung von Astra Zeneca auch für die Altersgruppe der Ü65-Jährigen von Contra (wegen zu geringer Datenbasis) zu Pro geändert haben. Man spricht da von einer Änderung der Evidenzgrundlage. Sprich von belastbaren Erkenntnissen, die aus der Praxis und nicht aus Forschungsprozessen gewonnen werden.

Das ist der Sachstand, den ich Ihnen geben kann. Warum Ihr Arzt Ihnen von einer Impfung mit Astra Zeneca abrät, schreiben Sie nicht, deshalb kann ich darauf nicht konkret eingehen. Mir liegt es auch völlig fern, zu solchen individuellen Fragen eine Aussage zu machen, da ich kein Mediziner bin. Fakt ist, dass vor jeder Impfung (egal mit welchem Impfstoff) die "Impflinge" umfassend schriftlich und im Gespräch mit dem Impfarzt über alle möglichen Nebenwirkungen und deren Wahrscheinlichkeiten - auch im Kontext der individuellen Gesundheit oder Krankheit des Impflings besprochen werden. Die Entscheidung, das jeweilige Pro und Contra abzuwägen und am Ende zu sagen, ob man nun geimpft werden möchte oder nicht ist und bleibt jedem und jeder überlassen. Und das ist auch gut so!

Herzliche Grüße

Gustav Herzog